Sufizentrum Braunschweig
  Ibn Ataullah & Ibn Taimiyyah
 




Ibn Ataullah al-Iskandari und Ibn Taimiyyah


Moschee Sheikh Ibn Atullah al-Iskandari Ash-Shadhili in Kairo



Aus Usul al Wusul von Muhammad Zaki Ibrahim, Ibn Kathir, Ibn al Athir und anderen Autoren von Biographien wurde uns diese authentische historische Debatte überliefert. Es vermittelt einen Eindruck über die Ethik in der Debatte zwischen Gelehrten. Es dokumentiert die Kontroverse zwischen einer wichtigen Persönlichkeit des Tasawwuf Shaykh Ahmad Ibn Ata' Allah al-Iskandari und einer ebenso wichtigen muslimischen Persönlichkeit Shaykh Ahmad Ibn `Abd al-Halim Ibn Taymiyya während der mamlukischen Ära in Ägypten unter der Herrschaft des Sultan Muhammad ibn Qalawun, genannt al Malik al Nasir.

Shaykh Ibn Taymiyya war in Alexandria inhaftiert gewesen. Als der Sultan im Pardon gewährte, ging er zurück nach Kairo. Zur Zeit des Abendgebets ging er zu al Azhar Moschee, in welcher Salat al Maghrib von Shaykh Ahmad Ibn `Ata Allah al-Iskandari geleitet wurde. Nach dem Gebet war Ibn `Ata Allah überrascht zu entdecken, dass Ibn Taymiyya hinter ihm gebetet hatte. Ihn mit einem Lächeln grüßend, der Sufi Shaykh hieß Ibn Taymiyya zu seiner Ankunft in Kairo mit as-Salamu alaykum willkommen. Dann begann Ibn `Ata' Allah sich mit dem gelehrten Besucher zu unterhalten.

Ibn `Ata' Allah: „Normalerweise bete das Abendgebet in der Moschee von Imam Husayn und das Nachtgebet hier. Aber sieh wie die göttliche Fügung es einrichtet! Allah hat festgelegt, dass ich der erste bin der dich grüßen soll. Sage mir oh Faqih, gibst du mir die Schuld an dem was passiert ist?“

Ibn Taymiyya: „Ich weiß das du nicht die Absicht hattest mich zu verletzen, aber unsere Meinungsverschiedenheiten sind immer noch da. In jedem Fall, wer auch immer mich in irgend einer Weise verletzt hat, von diesem Tag an spreche ich in von jeglicher Schuld an dieser Angelegenheit frei.“

Ibn `Ata' Allah: „Was weißt du über mich, Shaykh Ibn Taymiyya?“

Ibn Taymiyya: „Ich kenne dich als einen Mann von unbedingter Tugendhaftigkeit, außerordentlich gelehrt, von Integrität und Wahrhaftigkeit in der Rede. Ich bezeuge, dass ich niemanden gesehen habe, weder in Ägypten oder Syrien, der Allah mehr liebt als du, sich Ihm mehr hingibt, oder der größeren Gehorsam hat im Ausführen von dem, was Er befohlen hat, und Fernhalten von dem, was Er verboten hat. Trotzdem haben wir unsere Unterschiede. Was weißt du über mich? Behauptest du das ich fehlgeleitet bin, wenn ich das Anrufen von jemand anderen als Allah um Hilfe für ungültig erkläre –istighatha-?“

Ibn `Ata' Allah: „Sicherlich, mein geehrter Freund, weißt du das istighatha -das Anrufen um Hilfe-, dasselbe ist wie Tawassul und nach Fürbitte zu fragen -Shafa`a- und das der Gesandte, derjenige ist dessen Hilfe ersucht wird, weil wir durch ihn unseren Weg suchen und er derjenige ist dessen Fürsprache wir ersuchen.“

Ibn Taymiyya: „In dieser Angelegenheit folge ich dem was die prophetische Sunna in der Shari`a festgelegt hat. Da in einer authentischen Hadith überliefert ist: „Mir wurde die Macht der Shafa`a gegeben.“ Ebenfalls habe ich die Aussagen zu dem qur´anischen Vers gesammelt, „Es kann sein, dass dein Herr dich zu einer erhabenen Position erheben wird.“ (17:79), mit dem Ergebnis das die erhabene Position die Shafa`a darstellt. Darüber hinaus, als die Mutter des Amir al Muminin `Ali starb, das der Prophet an ihrem Grab zu Allah betete und sagte: „Oh Allah, welcher lebt und niemals stirbt, der Leben schenkt und den Tod gibt, vergib die Fehltaten von meiner Mutter Fatima bin Asad, mache ihren Platz weit in das sie hineintreten wird, durch meine Fürsprache, Deines Propheten, und den Propheten welche vor mir kamen. Denn Du bist der Gnadenvollste von denen die Gnade erweisen.“ Das ist die Fürsprache, welche dem Propheten gehört. Aber das Ersuchen von Hilfe durch jemand anderen als Allah, so gleicht es dem Götzendienst; der Prophet befahl seinem Cousin `Abd Allah ibn `Abbas nicht Hilfe zu suchen bei etwas anderem als Allah.“

Ibn `Ata' Allah: „Allah gebe dir Wohlstand, oh Faqih! Der Ratschlag den der Prophet seinem Cousin Ibn Abbas gab, so wollte er ihn nahe zu Allah bringen, und zwar nicht durch seine Verwandtschaft zu dem Propheten, sondern durch sein Wissen. In Bezug auf dein Verständnis von istighatha, so dass du das Ersuchen von Hilfe durch jemand anderen als Allah als Shirk ansiehst, frage ich dich: „Gibt es einen Muslim mit wahrem Glauben an Allah und an Seinen Propheten, der denkt das es jemanden außer Allah gibt, welcher die unabhängige Macht hätte über die Ereignisse, und der die Fähigkeit hat diese nach seinem Wunsch zu beeinflussen? Gibt es einen wahren Gläubigen, der glaubt, dass es jemand anderen gibt der ihn belohnen könnte für seine guten Taten, und ihn bestrafen könnte für seine Fehltaten, außer Allah?“

Dazu müssen wir berücksichtigen, dass es Ausdrücke gibt, welche nicht einfach in ihrer wörtlichen Bedeutung genommen werde dürfen. Das nicht aus Angst Allah etwas gleichzustellen und die Wege zum Shirk zu blockieren. Denn wer die Hilfe von Propheten ersucht, erbittet nur seine Macht der Fürsprache bei Allah. Genauso wie wenn man sagt: „Das Essen stillt meinen Appetit.“ Stillt dann das Essen selber deinen Appetit? Oder ist es nicht der Fall, dass Allah durch das Essen deinen Appetit stillt?

Und zu deinem Argument, dass Allah den Muslimen verboten hat, jemand anderen um Hilfe anzurufen außer Ihn, hast du schon mal einen Muslim gesehen der jemand anderen außer Allah anruft? Der Vers, den du vom Qur´an zitierst, wurde wegen der Mushrikin offenbart, und wegen denen, die ihre falschen Götter anrufen und Allah ignorierten. Hingegen, der einzige Weg wie die Muslime die Hilfe des Propheten ersuchen, ist durch Tawassul, durch das Privileg, welches er von Allah erhalten hat -bi haqqihi `inda Allah- und tashaffu`, jene Fürsprache zu erbitten, durch das Privileg der Macht der Fürsprache, welche Allah ihm erwiesen hat.

Und zu deiner Aussage das istighatha, das Ersuchen von Hilfe in der Shari`a verboten ist, weil es zum Shirk leitet, wenn das der Fall wäre, dann müssten wir auch Weintrauben verbieten, da durch sie Wein hergestellt werden kann, und die nicht verheirateten Männer kastrieren, um in dieser Welt nicht eine Möglichkeit für Zina zu lassen.“

Bei dem letzten Kommentar mussten beide Shaykhs lachen.

Ibn `Ata Allah fuhr fort: „Ich bin mit der umfassenden und vorrausschauenden Madhhab von deinem Shaykh Imam Ahmad wohl vertraut, und weiß auch von der Vollständigkeit deiner eigenen Rechtstheorie, und um das Prinzip des Sadd al-dhara'i`, die Möglichkeiten des Schlechten zu blockieren. Genauso kenne ich die Verpflichtung, welche ein Mann von deiner Befähigung im islamischen Recht und deiner Integrität, empfinden muss. Ebenfalls erkenne ich, dass dein Sprachwissen es verlangt, das die du verborgenen Bedeutungen von Wörtern, welche sich oft hinter der offensichtlichen Bedeutung des Wortes verbergen, kennen musst. Für die Sufis, ist die Bedeutung wie ein Geist, und die Wörter selber sind wie der Körper. Man muss tief in den Körper des Wortes eindringen um die tiefere Realität des Geistes des Wortes zu erfahren.

Jetzt hast du eine Grundlage für deine Rechtsprechung gegen Ibn `Arabi in Fusus al-hikam gefunden. Ein Text, der von seinen Feinden entstellt wurde, nicht nur mit Sachen, die er niemals gesagt hat, sondern mit Sachen, welche er noch nicht einmal sich vorstellen könnte zu sagen. Als Shaykh al-Islam al-`Izz ibn `Abd al-Salam verstand, was Shaykh Ibn `Arabi wirklich gesagt hatte und die wahren Bedeutungen seiner symbolischen Äußerungen verstand, fragte er Allah um Vergebung für seine vorherige Meinung über den Shaykh und bestätigte das Muhyiddin ibn `Arabi ein Imam des Islam war.

Und für die Aussage von al Shadhili gegen Ibn Arabi, solltest du wissen das Abu al-Hasan al-Shadhili nicht die Person ist, die das sagte, sondern einer der Studenten der Shadhiliyya. Des weiteren, als diese Aussage gemacht wurde, sprach dieser Student über einige Anhänger von Shadhili. So wurden seine Worte in einer Art verstanden, die er selber nicht beabsichtigt hatte.

Was denkst du über den Amir al Muminin, Sayyidina `Ali ibn Abi Talib, möge Allah mit im zufrieden sein?“

Ibn Taymiyya: „In einer Hadith sagt der Prophet. "Ich bin die Stadt des Wissens und `Ali ist das Tor.“ (schwache Hadith) Sayyidina `Ali ist der Mujahid, welcher niemals in die Schlacht zog, außer das er siegreich zurückkehrte. Welcher Gelehrte oder Jurist, der nach ihm kam, vollzog den Jihad fi sabili lillah, indem er die Zunge, den Stift und das Schwert gleichzeitig anwendete? Er war der talentierteste Gefährte des Propheten. Seine Worte sind eine scheinende Leuchte, welche mich Zeit meines Lebens erhellt hat, nach dem Qur´an und der Sunna. Wehe! Ich bin einer der immer zu wenig Proviant besitzt und lange geht meine Reise.“

Ibn `Ata' Allah: „Nun hat Imam `Ali irgend jemanden auf seiner Seite gefragt, eine Gruppierung zu sein? Denn diese Gruppierung hat behauptet das Jibril einen Fehler gemacht hat und die Offenbarung zu Muhammad gebracht hat, anstatt zu `Ali! Oder hat er ihnen gesagt, das Allah in seinen Körper eindrang, und das der Imam göttlich wurde? Oder bekämpfte er sie und tötete sie und gab eine Fatwa, das sie getötet werden sollen, wo immer man sie antreffe?“

Ibn Taymiyya: „Auf Grundlage eben dieser Fatwa, bekämpfte ich sie in den Bergen von Syrien für mehr als zehn Jahre.“

Ibn `Ata' Allah: „Und Imam Ahmad, Allah möge mit ihm zufrieden sein, stellte die Taten einiger seiner Anhänger in Frage, welche die Angewohnheit hatten auf Streife zu gehen, und die Weinbehälter aufzubrechen, und deren Inhalt auf den Boden zu gießen, Sängerinnen zu verprügeln, und die Leute in der Strasse zu attackieren. Das alles taten sie im Namen vom „zum Guten auffordern und das Schlechte zu verbieten.“ Aber Imam Ahmad hatte keine Fatwa gegeben, dass sie diese Menschen verurteilen und zurechtweisen sollten. Als Konsequenz wurden diese Anhänger von ihm ausgepeitscht, ins Gefängnis geworfen, und vorgeführt, auf die Rücken von Eseln gebunden.

Ist nun Imam Ahmad, Allah möge mit ihm zufrieden sein, selber verantwortlich für dieses schlechte Verhalten, welches die schlechtesten und brutalsten Hanbalis im Namen von „zum Guten auffordern und das Schlechte zu verbieten“ bis in unsere Tage fortsetzen?

All das gibt es dazu zu sagen, dass Shaykh Muhyiddin Ibn `Arabi unschuldig ist, von dem was seine Anhänger machen, welche die Menschen von den rechtlichen und moralischen Verpflichtungen der Religion befreien, und sie zu Taten führen, welche verboten sind. Kannst du das nicht sehen?“

Ibn Taymiyya: „Aber wo stehen diese im Bezug auf Allah? Unter euch Sufis, sind solche die annehmen das, als der Prophet den Armen die gute Nachricht gab, dass sie das Paradies vor den Reichen betreten würden, die Armen in Ekstase verfielen und damit anfingen ihre Kleider zu zerreißen. Und das in jenem Moment Jibril aus dem Himmel herabstieg und zum Propheten sagte, dass Allah sich seinen Anteil von diesen zerrissenen Kleidern genommen hat, und das Jibril eines davon forttrug und an den Thron von Allah heftete? Und aus diesem Grund, so behaupten sie, tragen die Sufis Flickenkleider und nennen sich Fuqara’, die Armen!“

Ibn `Ata' Allah: „Nicht alle Sufis tragen Flickenwesten und Kleider. Ich stehe hier vor dir: Was missfällt dir an meinem Äußeren?“

Ibn Taymiyya: „Du bist ein Mann der Shari`a und du lehrst an der al Azhar.“

Ibn `Ata' Allah: „Al Ghazali war gleichzeitig ein Imam der Shari`a und des Tasawwuf. Er behandelte Fatawaas, die Sunna, und die Shari`a mit dem Geiste der Sufis. Und durch diese Methode war er imstande die Wissenschaften des Glaubens wiederzubeleben. Wir wissen das Tasawwuf anerkennt, dass jenes was falsch ist, keinen Anteil an der Religion hat, und das Reinheit den Charakter des Glaubens trägt. Der wahre und aufrichtige Sufi muss in seinem Herzen den Glauben so kultivieren, wie dieser von der Ahl al Sunna anerkannt wird.

Vor zwei Jahrhunderten entstand das Phänomen der Pseudo- Sufis, welche du selber kritisierst und zurückweist. Diese waren Personen welche das `Ibadah und die Pflichten zu verringern suchten, das Fasten zu erleichtern und die fünf täglichen Gebete vernachlässigten. Sie rannten wie wild in den weiten Gebieten der Faulheit und der Nachlässigkeit, und behaupteten, dass sie von den Fesseln der Sklaverei des`Ibadah befreit wurden. So Unzufrieden mit ihren eigenen schlechten Taten, bis sie behaupteten das sie die Geheimnisse der höchsten Realitäten und mystischen Erfahrungen erkannt haben, so wie Imam al Qushayri diese in seiner bekannten Risala beschreibt, welche er gegen sie verfasst hatte. Außerdem legte er im Detail dar, was den wahren Weg zu Allah ausmacht, welche aus dem Festhalten an dem Qur´an und der Sunna besteht. Die Imame des Tasawwuf begehren die Wahrheit zu erreichen, nicht nur durch rationale Beweise, welche vom menschlichen Verstand erdacht werden können, und daher sowohl richtig als auch falsch sein können, sondern indem sie das Herz reinigen, und das Ego durch geistige Übungen bekämpfen. Sie verabschieden sich von den Belangen dieser Welt, in dem Maße, wie sich der wahre Diener von Allah sich nicht mit etwas beschäftigt, außer der Liebe zu Allah und seinem Propheten. Das ist eine hohe Anforderung und eine welche den Diener tugendhaft, gesund und erfolgreich macht. Es ist eine Beschäftigung die jene Dinge beseitigt, welche den Menschen korrumpieren, wie etwa die Liebe zu Geld und das Begehren eines hohen gesellschaftlichen Status. Es ist eine Beschäftigung, die aus nichts weniger besteht als einem geistigen Krieg fi sabili lillah.

Mein gelehrter Freund, Texte in ihrer wörtlichen Bedeutung zu interpretieren kann einen manchmal zum Fehler geleiten. Es wortwörtlich zu nehmen, hat dich zu deinen Ansichten über Ibn `Arabi gebracht, welcher einer der Imame unseres Glaubens ist, bekannt für seine hohe Tugendhaftigkeit. Du dachtest, das er in einer oberflächlichen Art und Weise schreibt, wo doch die Sufis Meister von literarischen Figuren sind, welche viel tiefere Bedeutungen bergen, hyperbolische Sprache, welche erhöhte spirituelle Aufmerksamkeit indiziert und Worte, welche die Geheimnisse des Verborgenen vermitteln.“

Ibn Taymiyya: „Dieses Argument ist gegen dich, und nicht zu deinem Vorteil. Denn als Imam al-Qushayri sah, wie seine Anhänger von Weg zu Allah abwichen, unternahm er Schritte sie zu korrigieren. Und was machen die Sufi Shaykhs unserer Tage? Ich frage die Sufis nur dem Weg der Sunna zu folgen, jener der großartigen und tugendhaften Ahnen unserer Religion: den Zuhhad –der Asketen unter den Sahaba, und der Generation nach ihnen, und der Generation, welche nach bestem Vermögen versuchten ihren Fußspuren zu folgen! Wer immer auch so handelt, von dem habe ich eine hohe Meinung, und betrachte ihn als Imam unserer Religion. Und für die unnötigen Neuerungen und die Übernahme von Ideen der Polytheisten, wie den griechischen Philosphen und den indischen Buddhisten, oder die Idee, das der Mensch Allah inkarnieren (Hulul) kann, oder mit Ihm Einheit erlangen kann (ittihad), oder die Theorie, das alle Materie eine einzige Existenz ist (wahdat al wujud), und andere solche Dinge, welche dein Shaykh den Menschen vermittelt: Das ist eindeutig Gottlosigkeit und Unglaube.“

Ibn `Ata' Allah: „Ibn Arabi war einer der größten von denjenigen Rechtsgelehrten, welche der Madhhab von Dawud al Zahiri folgten, nach Ibn Hazm al Andalusi, welcher deiner Methode im Fiqh nahe steht, Oh Hanbalis! Aber obwohl Ibn `Arabi ein Zahiri war (Literalist im Fiqh), die Methode, welche er anwandte um die vollkommene Wahrheit -al Haqiqa- zu finden, war das Verborgene zu suchen, die spirituelle Bedeutung -Tariq al Batin-, also das innere Selbst zu reinigen -Tathir al Batin-. Wie dem auch sein, nicht alle Anhänger des Verborgenen sind einander gleich. Damit du nicht einen Fehler begehst oder vergisst, wiederhole noch einmal das Lesen von Ibn `Arabi mit neuem Verständnis seiner Symbole und Inspiration. Du wirst ihn sehr ähnlich wie al Qushayri finden. Er hat seinen Weg in Tasawwuf unter dem Schirm des Qur´an und der Sunna genommen, genauso wie „Hujjatul-Islam“ Shaykh al Ghazali, welcher Diskussionen über Unterschiede in der Aqida und Ibada führte, aber diese als ohne wirklichen Wert und Nutzen ansah. Er lud die Menschen ein, zu sehen das die Liebe zu Allah der Weg eines richtigen Dieners von Allah ist, in Bezug auf den Glauben.

Hast du da etwas gegen einzuwenden, oh Faqih? Oder liebst du die Diskussionen der islamischen Gelehrten? Imam Malik, Allah möge mit ihm zufrieden sein, praktizierte große Vorsicht bei solchen Streitigkeiten in Glaubensfragen und pflegte zu sagen: „Wann immer ein Mann mit dem Disput über Glaubensfragen beginnt, so verringert es seinen Iman.“ Genauso sagte al Ghazali: „Der schnellste Weg nahe zu Allah zu gelangen ist durch das Herz, nicht durch den Körper.“ Mit Herz meine ich nicht, jenes fleischige Ding, welches gesehen, gehört und getastet werden kann. Vielmehr habe ich im Sinn, das innerste von den Geheimnissen von Allah dem Erhabenen, was nicht gesehen oder getastet werden kann. Wahrlich, die Ahl al Sunna sind diejenigen welche den Sufi Shaykh al Ghazali „Hujjatul-Islam“ genannt haben, und es gibt niemanden der seine Ansichten bestreiten kann, auch wenn einer von den Gelehrten sein Werk zu sehr gelobt hatte, indem er sagte: „Ihya’ `ulum al-din ist fast genauso wie der Qur´an.“

Die religiösen Verpflichtungen auszuführen –Taklif- ist nach der Ansicht von Ibn `Arabi und Ibn al Farid ein Ibadah-Handlung, dessen Mihrab –Gebetsnische, welche die Gebetsrichtung angibt-, der inwärtige Aspekt ist, und nicht bloß das äußerliche Ritual. Was ist gut daran, wenn du im Gebet stehst und sitzt, und dein Herz ist mit etwas anderem als Allah beschäftigt. Allah lobt die Menschen im Qur´an: „Diejenigen die konzentriert in ihren Gebeten sind“ (23:2), und er beschuldigt die Menschen, indem Er sagt: „Diejenigen, welche unachtsam in ihren Gebeten sind.“ (107:5) Das ist es was Ibn `Arabi meint, wenn er sagt: „Ibadah ist die Mihrab des Herzen“, also der inwärtige Aspekt des Gebetes, nicht der Äußere.

Der Muslim ist nicht imstande das Wissen der Gewissheit -`Ilm al Yaqin- zu erlangen, genauso wenig die Gewissheit an sich -`Ayn al Yaqin-, von welchen der Qur´an spricht, es sei denn er befreit sein Herz von allem was es ablenkt von den weltlichen Einflüssen, und er konzentriert sich auf die innere Kontemplation. Dann werden die Äußerungen der göttlichen Realität sein Herz erfüllen, und daraus wird seine Versorgung entstehen. Der wahre Sufi ist nicht der, welcher seine Versorgung durch das Erbitten von Sadaqa erhält. Wahrhaft ist nur der sein Herz und seinen Geist in Gehorsam Allah unterwirft. Vielleicht hat Ibn `Arabi die Gelehrten deswegen gegen sich aufgebracht , wegen seiner Missbilligung für ihre Beschäftigung mit Diskussionen und Streit über Glaubensfragen, realen Rechtsfragen, hypothetischen Situationen im Recht, weil er bemerkte wie sehr es sie davon abhielt ihre Herzen zu reinigen. Er nannte sie die „Juristen der Monatsblutung.“ Möge Allah dich davor beschützen das du von ihnen bist! Hast du folgende Aussage von Ibn `Arabi gelesen? „Wer seinen Glauben nur auf demonstrativen Beweisen und Schlussfolgerungen aufbaut, hat seinen Glauben erbaut, auf das es unmöglich ist sich zu verlassen. Denn er ist negativ beeinflusst durch konstanten Widerspruch. Gewissheit –al Yaqin- entsteht nicht durch die Beweise des Verstandes, sondern es quillt aus den Tiefen des Herzens.“ Hast du jemals Sprache, rein und süß wie diese gelesen?“

Ibn Taymiyya: „Du hast gut gesprochen. Wenn nur dein Meister so wäre, wie du es sagst, dann wäre er soweit wie möglich entfernt vom Unglauben. Aber was er gesagt hat, gibt meiner Ansicht nach nicht das wieder, was du erklärt hast.“

Quellen: Ibn al-`Imad, Shadharat al-dhahab (1350/1931) 6:20f.; al- Zirikly, al-A`lam (1405/1984) 1:221; Ibn Hajar, al-Durar al-kamina (1348/1929) 1:148-273; Al-Maqrizi, Kitab al-suluk (1934-1958) 2:40-94; Ibn Kathir, al-Bidaya wa al-nihaya (1351/1932) 14:45; Subki, Tabaqat al-shafi`iyya (1324/1906) 5:177f. and 9:23f.; Suyuti, Husn al-muhadara fi akhbar misr wa al-qahira (1299/) 1:301; al-Dawadari, al-Durr al-fakhir fi sirat al-malik al-Nasir (1960) p. 200f.; al-Yafi`i, Mir'at al-janan (1337/1918) 4:246; Sha`rani, al-Tabaqat al-kubra (1355/1936) 2:19f.; al-Nabahani, Jami` karamat al-awliya' (1381/1962) 2:25f.
 
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