Sufizentrum Braunschweig
  L. Shamsuddin
 



 Der heilige Qur´an im Spiegel der früheren Offenbarungen 

Sura 18 “Die Höhle” Ayat 109:  Sprich, “Wenn das Meer Tinte wäre für die Worte meines Herrn,  wahrlich das Meer würde versiegen, eh die Worte meines Herrn zu Ende gingen, auch wenn wir noch ein zweites Meer zu Hilfe nähmen.    Das oben zitierte “wunderbare Zeichen” - denn dies ist die Bedeutung von “Ayat”- vergleicht die Worte Gottes mit einem endlosen Ozean. Die Muslime erkennen den Qur´an als einen Teil dieser Worte Gottes und diese Einführung soll ihnen verehrter Leser einen Geschmack davon vermitteln, warum dies so ist.  Genau wie die anderen monotheistischen Religionen kennt der Islam den einen GOtt (arab. Allah), der zwar einerseits transzendent und ungeschaffen ist, der aber andererseits sich seiner Schöpfung und insbesondere den Menschen mitteilt. Und zwar geschieht dies durch Offenbarungen, welche von Gesandten Gottes (hebr/arab. “Nabi”), an die Menschheit weitergegeben werden. Die Überlieferung spricht von insgesamt 124000 bzw. 144000 Gesandten durch alle Völker und Zeiten. Das Christentum kennt diese Zahl aus der Apokalypse wo von 144000 Auserwählten die Rede ist, die Gottes Thron umringen. Einige dieser im Abendland Propheten genannten Seelen  zeichnen sich dadurch aus, dass ihnen ganze Bücher offenbart wurden. (arab. Rasul). Der Islam kennt in Übereinstimmung mit apokryphen jüdisch-christlichen Traditionen folgende große Gesandte (arab. Ahl ul azam): Adam, Seth, Henoch, Noah, Abraham, Moses, David, Jesus, mit denen Friede sei und zu denen als 9. und letzter noch Muhammed s. a. w. s. tritt. Durch die Rückkehr von Jesus a. s. erreichen wir die Zahl 10, die zugleich eine neue 1 d.h. den Beginn eines neuen Zyklus darstellt. (vgl. Apk. 21,1: “Und ich sah einen neuen Himmel und einen neue Erde”).  Während uns die Offenbarungen von Adam bis Abraham nicht erhalten geblieben sind, wissen wir über die Torah des Moses, die Psalmen Davids, das Evangelium Jesu und eben den hl. Qur´an sehr viel. Es sind diese 4 heiligen Bücher, die im Qur´an explizit erwähnt werden und auf die dieses “letzte Testament” an zahlreichen Stellen Bezug nimmt. Unter “Injil”, wie das Evangelium Jesu arabisch genannt wird, sind nicht die 4 kanonischen Evangelien zu verstehen, die ja außer Überlieferung seiner Worte auch Biographien * des Lebens von Messias Jesus sein wollen. Wir verstehen unter Evangelium - genau wie die Urchristen - die Gesamtheit aller Worte, welche das Wort Gottes lehrend geredet hat. Dazu gehört also insbesondere die Bergpredigt, das Vaterunser und die zahlreichen Aussprüche und Gleichnisse. Ferner ist die Verkündiung des Erzengels Gabriel an Maria „Gegrüsset seist du Maria voll der Gnade, JHVH ist mit dir…“ aus islamischer Sicht als göttliche Offenbarung zu werten. Maria kommt aufgrund dieser Botschaft aus islamischer Sicht als einzier Frau der Status einer Prophetin zu. Folgerichtig ist Maria a.s. die Einzige Frau, die im Qur´an mit Namen erwähnt wird. (Auch von den Männern werden ausschließlich Propeten mit Namen genannt).     * Frühchristliche Autoren wie Justin, Hegesipp, Clemens von Alexandria bezeichnen unsere Evangelien noch als “Memoiren der Apostel” o. ä.   Die Originalsprache des Evangeliums d.h. der Worte Jesu, welche Matthäus nach christlicher Tradition zuerst aufschrieb, ist Aramäisch, welches übrigens mit der arabischen Sprache eng verwandt ist. (Quelle: Papiaszitat in Eusebius´ Kirchengeschichte 4. Jhdt.).  Wenn wir die drei großen Offenbarungen, deren Übersetzungen in der Bibel enthalten sind vergleichen, so zeigen sie sich in Form und Inhalt sehr unterschiedlich.  Während der Schwerpunkt der Torah (5 Bücher Moses) auf der Heilsgeschichte der Menschheit und der Aufstellung von Gesetzen für Religion und Gesellschaft liegt, steht im Zentrum der Psalmen Davids das Gotteslob, der Dank und die Fürbitte. Das Zabur*, wie der Qur´an diese Offenbarung nennt, ist ein liturgisches Buch, eine Sammlung von Gebeten und ein Ausdruck des Glaubens.  Schließlich besitzten wir das Evangelium Jesu, welches den Schlusstein der Religionsgeschichte Israels darstellt und zugleich in der Hinwendung zu den Heidenvölkern einen Neuanfang macht. Die Torah fordert bereits: ”Ihr sollt heilig sein”. Jesus aber lehrt, wie dieses hohe Ziel der Heiligung des Menschen zu erreichen ist. “Liebe Gott und deinen Nächsten, sowie auch dich selbst.” Wir haben also 3 Offenbarungen, die aufeinander aufbauen und sich gegenseitig ergänzen. Erst in der Zusammenschau bilden sie ein Ganzes, welches alle Aspekte des religiösen Lebens umfasst. Die Schriften selber sprechen von dieser Zusammengehörigkeit, denn Jesus sagt in der Bergpredigt (Mt.5,17): “Nicht bin ich gekommen um das Gesetz aufzulösen, sondern zu erfüllen.” Gleichermaßen die Psalmen wurden bereits von Jesus selbst häufig zitiert und spielen seit dem Urchristentum und bis heute in der christlichen Liturgie eine zentrale Rolle.  Genau 580 Jahre nach der Offenbarung des Evangeliums an den Israeliten Jesus a.s. beginnt im Jahre 610 n. Chr. die Offenbarung des hl. Qur´an an den Ismaeliten Muhammed s.a.w.s. Sie beginnt auf dem Berge Hira bei Mekka und sie beginnt mit dem Wort ´Iqrah d.h. Lies/Rezitiere. Im Gegensatz zur Mission von Jesus a.s. richtet sich diese Offenbarung zunächst an ein Volk, das noch keine göttliche Offenbarung besitzt. Der heilige Qur´an ist deshalb auch eine Offenbarung, welche alle bereits angesprochenen Grundelemente der voran gegangenen Bücher in sich vereinigt. Von Geschichte über Gesetz bis hin zu Gotteslob und Mystik..., - all dies wird im Qur´an nach einer schwer verständlichen Ordnung aber in erhabenster arabischer Sprache dem vormals unwissenden Volk dargebracht. Das vierte große Buch ist zugleich Synthese der 3 Vorangegangenen als auch ein grundsätzlicher Neubeginn. Der zeitliche Verlauf dieser Offenbarung kehrt dabei erstaunlicherweise die durch Torah - Psalmen - Evangelium gegebene Reihenfolge um.  Die ersten mekkanischen Suren beschäftigen sich kaum mit Gesetz oder Geschichte, dafür aber viel mit Gotteslob, vor Allem jedoch soll das Volk durch erschütternde Darstellungen des Endgerichts aus seiner Gleichgültigkeit gerissen und zum Nachdenken über die Vergänglichkeit der eigenen Existenz gebracht werden. Erst viele Jahre später nach der Auswanderung nach Medinah werden die langen Suren offenbart, die nun ähnlich der Torah auch Heilsgeschichte und detailierte Anweisungen für das soziale Zusammenleben der Menschen geben. Durch ihren Inhalt bedingt sind diese Suren, genau wie etwa die Torah im Vergleich zu den Psalmen sehr viel prosaischer gehalten.  Im Gegensatz zur Torah macht der Qur´an keine konkreten zeitlichen Angaben, auch nicht dort, wo er sich mit geschichtlichen Ereignissen befasst. Er ist geschrieben in der Sichtweise des ewigen Jetzt, wie sie einem Wesen gebührt, das selbst keiner Zeit unterworfen ist.  * Das qur´anische Wort Zabur leitet sich vom dem hebräischen Einleitungswort vieler Psalmen „Mizamour“ ab, das in der griechischen Bibel mit „psalm“ widergegeben wird.   Einige Fakten:  Der heilige Qur´an ist - auch nach Meinung westlicher Orientalisten - das bei weitem besterhaltene antike Buch. (Den zweiten Rang nimmt übrigens die Torah ein). Es wurde in seinen einzelnen Teilen bereits zu Lebzeiten des Propheten notiert und unter dem ersten Kalifen Abu Bakr dem Gerechten weniger als 2 Jahre nach Muhammeds Tod in einem Kodex zusammengestellt. Dieser Kodex wurde an den zweiten Kalifen Omar weitergegeben und diente unter dem 3. Kalifen Osman als Vorlage für die Redaktion des Qur´an welche bis heute verbindlich geblieben ist. Das persönliche Exemplar von Kalif Osman befindet sich heute im Topkapimuseum in Istanbul. Einige Qur´anexemplare der Frühzeit unterscheiden sich geringfügig in der Anzahl der Suren (111-114), oder in der Anzahl der Verse (6000 - 6236). Umso bemerkenswerter ist es daher, dass sie alle die gleiche Anzahl von 77639 Wörtern enthalten sowie die gleiche Anzahl von 323015 Buchstaben. (Torah ca. 300000 Zeichen). Auch in der Zuordnung von Versen zu den jeweiligen Suren gab es keine Unterschiede. Die Position dieser Suren im Gesamtwerk kann sich in den ältesten Handschriften jedoch gravierend unterscheiden. Sayydina Ali´ der Neffe des Propheten s.a.w.s schrieb z. B. einen Qur´an, welcher die Suren in der Reihenfolge ihrer Offenbarung anordnete. Dieses Exemplar ist leider nicht mehr vorhanden, aber seine Reihenfolge wurde durch  Aufzeichnungen älterer Autoren überliefert. All diese Varianten betreffen, wie man sieht nur die Ebene der formalen Organisation. Die inhaltliche Übereinstimmung des heutigen Qur´an mit den Offenbarungen die Muhammed verkündet hat, wird jedoch in wissenschaftlichen Kreisen kaum mehr in Frage gestellt. Die Diskussion dreht sich um den denkbaren Austausch einzelner Worte durch synonyme Worte bzw. um Rechtschreibevarianten, etwa ob ein gegebenes Wort das heute mit einfachen S geschrieben wird, einst mit Doppel S geschrieben wurde. Wichtig ist festzuhalten, dass der Qur´an auf inhaltlicher Ebene in jeder Hinsicht dem entspricht, was der Prophet selber gelehrt hat. Eine sachlich fundierte Kritik kann sich also nur darauf beziehen, die göttliche Qualität dieser Offenbarung selbst in Zweifel zu ziehen. Dies ist besonders dann möglich wenn man, wie es die westliche Wissenschaft gerne tut, grundsätzlich bezweifelt, dass Gott, - falls man denn seine Existenz überhaupt anerkennt! -, sich den Menschen durch „Propheten“ mitteilt. Falls man sich jedoch auf den Standpunkt stellt, dass zumindest die Bibel oder gewisse Teile der Bibel solche inspirierten göttlichen Botschaften darstellen, sieht man sich vor dem Problem ein Kriterium zu benennen, welches die biblischen Offenbarungen erfüllen, welches jedoch der Qur´an nicht erfüllt. Es ist in diesem Rahmen nicht möglich die Frage detailiert zu erörtern. Aber soviel sei gesagt. Mehr als 100 Jahre westlicher Orientalismus und Jahrhunderte christlicher Theologie konnten solche Kriterien bislang nicht finden.   Authentizität: In 5 Mose18 nennt die Bibel selbst ein Kriterium für die Authentizität eines Propheten: Wenn die Vorraussagen eines Propheten sich nicht bestätigen, dann ist er ein falscher Prophet.  Zahlreiche Vorraussagen des Propheten Muhammed s.a.w.s. haben sich heute erfüllt. z.B. diejenige, dass die Beduinen anfangen werden, hohe Häuser zu bauen, was sich heute auf der arabischen Halbinsel glänzend bestätigt. Andere Vorhersagen, wie z. B. diejenigen, die sich auf die Rückkehr von Jesus a.s. beziehen und sich in Harmonie mit der Johannesoffenbarung befinden, stehen noch aus. Jesus sagte, dass man die falschen Propheten an ihren Früchten erkennt. Nun, wer wollte bestreiten, dass allein der kulturelle und soziale Fortschritt, den der Islam der arabischen Nation brachte, gewaltig war. Wichtiger ist jedoch aus der Sicht eines Gläubigen die Ablösung des Götzendienstes durch konsequenten Monotheismus und die Betonung der Barmherzigkeit als Gegengewicht zu einer für die Stabilität einer Gesellschaft eben auch notwendigen Gesetzlichkeit. Als der Engel Gabriel einmal den Propheten aufforderte, eine Stadt zu verfluchen, antwortete dieser “Ich bin nicht gesandt worden, denn als eine Barmherzigkeit für die Welten.” Und am Tag seiner kampflosen Einnahme von Mekka verkündete er als Erstes eine Generalamnestie für diejenigen, die ihn jahrelang mit äußerster Härte verfolgt hatten.   Bleibt noch das Argument, nach Jesus a.s. könne es keine wahre Prophetie mehr geben. Hierauf geht der berühmte katholische Theologe Hans Küng in seinem Islambuch ein, wenn er sagt: “Nach Aussage des Neuen Testaments indessen gibt es auch nach Jesus echte Propheten.” Und er verweist auf die montanistische Bewegung im 2/3 Jhdt. n. Chr., die sich selber als “neue Prophetie” bezeichnete. Unterrichtete Muslime würden hier jene Stellen des Johannesevangeliums ins Spiel bringen, in denen Jesus den Tröster, den Geist der Weisheit ankündigt, welcher nach ihn kommt. Joh. 14,12ff u.a.). Die Rückübersetzung des griechischen Wortes Parakletos führt auf den semitischen Ausdruck “naba” der zugleich auch „Prophet“ bedeutet. Die oben erwähnten Montanisten des 2/3. Jhdts. glaubten übrigens gerade von jenem “Tröster/Propheten” prophetische Botschaften zu empfangen!  Hans Küng verweist dann noch auf christliche Autoren der ersten 3 Jahrhunderte, insbesondere Justin den Märtyrer, der ein als Samen wirkendes göttliches Wort, (Logos spermatikon), sogar in den Werken Platons und einiger anderer griechischer Philosophen am Werke sah. Küngs Fazit lautet “Extra Ecclesiam gratia” – „außerhalb der Kirche Gnade“ und: “Wenn wir schon Muhammed als nachchristlichen Propheten anerkennen, dann werden wir konsequenterweise auch zugeben müssen, worauf es den Muslimen an allermeisten ankommt: daß Muhammed seine Botschaft nicht einfach aus sich selber hat, dass seine Botschaft nicht einfach Muhammeds Wort, sondern GOttes Wort ist.”   Küng sieht seinen Standpunkt als konsequente Ausarbeitung der Feststellung aus dem II. vaticanischen Konzil: “auch die Muslime mit Hochachtung betrachtet, die den alleinigen Gott anbeten..., der zu den Menschen gesprochen hat”. Zumindest für Papst Johannes Paul den II, der an der Ausarbeitung des 2. Vaticanums großen Anteil hatte, scheint dies nicht nur ein Lippenbekenntnis zu sein. Wiederholt ermahnt er die Christen, sich die Muslime zum Vorbild zu nehmen, in ihrer konsequenten Einhaltung der Gebote. Bei seinem Besuch in Damaskus betrat Carola Woityla im Jahre 2002 als erster Pontifex der Geschichte eine Moschee, - die Omayadenmoschee mit dem Grab Johannes des Täufers a.s., die im Islam als viertheiligste Stätte gilt. Der Besuch wurde ermöglicht, durch die Freundschaft des Papstes mit Achmed Kuftaro, dem Rektor der islamischen Hochschule von Damaskus. Bei einem Besuch in Usbekistan küsste der Papst dann öffentlich ein Exemplar des Qur´an, was ihm von konservativen katholischen Kreisen übel genommen wurde. Gerade diese Geste zeigt aber wie sehr gerade Johannes Paul II aufgrund seiner profunden religionsgeschichtlichen Kenntnisse in der Lage ist – bei allem berechtigten Konservatismus – Hürden zu überspringen, die bisher als unüberwindlich galten.    Geschichte einer Offenbarung: Die Offenbarung des hl. Qur´an begann im Ramadan, dem 9. Monat des Jahres 610 n. Chr. Muhammad s.a.w.s. war 40 Jahre alt und zog sich wie so oft in diesem Monat in die Einsamkeit des Berges Hira zurück um dem Schöpfergott Alah*, den er allein verehrte, näher zu kommen. In der winzigen Höhle des Wüstenberges geschah in diesem Jahr etwas Außergewöhnliches. Ein Mann in strahlend weißem Gewand trat auf den Gesandten zu und sprach mit autoritärer Stimme “Lies”. Nach dessen anfänglichem Widerstand rezitierte der Offenbarungsengel vor dem bis ins Mark erschütterten Muhammed die ersten 5 Verse der Sure 96 „al-Alaq“.  Als dieser in größter Erschütterung vom Berg herabstieg zeigte sich der Erzengel Gabriel erneut. Diesmal jedoch bedeckte seine Gestalt den ganzen Himmel und wenn Muhammed sich drehte, drehte sich die Vision mit. Nach jüdischer Überlieferung besitzten Engel im Gegensatz zu Dämonen keinen lokalisierten Ort. Deshalb war es Waraqah bin Naufal, dem Onkel von Muhammeds Frau Chadijah, möglich, anhand dieser Schilderung die Echtheit der Offenbarung zu bestätigen. Waraqah las übrigens die heiligen Schriften der Juden und Christen und soll sie nach einer Überlieferung sogar ins Arabische übersetzt haben. Er war aller Wahrscheinlichkeit nach nazaräischer Judenchrist in der Tradition von Jakobus dem Bruder bzw. Cousin von Jesus. Waraqah wusste aus nazaräischen Überlieferungen von der bevorstehenden Ankunft eines Gesandten nach Jesus, welcher im Johannesevangelium auch als der Tröster und Geist der Weisheit bezeichnet wird. Er rechnete mit dem Erscheinen dieses Propheten in Mekka und sprach darüber zu seiner Nichte Chadijah. [2] Inhaltlich besagen die ersten 5 offenbarten Verse ungefähr folgendes:    1 Lies, im Namen deines Herrn der schuf.         2 den Menschen erschuf aus geronnenem Blut.  3 Lies, dein Herr ist´s der dich erkor 4 der unterwies mit dem Schreiberohr. 5 den Menschen unterwies in dem was er nicht wusste.  Bis in unsere Zeit ahnten auch islamische Gelehrte nicht, dass dieses erste Stück der Offenbarung tatsächlich eine besondere Unterweisung enthält. Die Morula, ein frühes Stadium der Embryonalentwicklung besitzt Form, Farbe und Konsistenz eines geronnenen Blutstropfen. Dieses Morulastadium mit bloßem Auge kaum sichtbar, so dass seine Existenz zur Zeit des Propheten niemandem bekannt sein konnte. [3] In den ersten Jahren nach dem Beginn der Offenbarung sammelte Muhammed s.a.w.s. insgeheim 40 Anhänger um sich, bevor er sich mit seiner Botschaft einer breiteren Öffentlichkeit vorstellte. Auch der Prophet aus Ismael stellte keine Ausnahme der berühmten Regel dar, die viele bereits von Jesus a.s. her kennen:  Kein Prophet gilt etwas in seiner Heimatstadt. Man lachte Muhammed aus, hielt ihn für verrückt, besessen, oder für einen Dichter. Man bezichtigte ihn der Götterlästerung, der mit seinem Monotheismus die Existenzgrundlage des damals heidnischen Wallfahrtsortes Mekka untergrabe.  Andererseits berichtet die Überlieferung immer wieder von Menschen, die aufgrund der sprachlichen Eleganz des Qur´an, oder aber durch die vorbildliche, geduldige und freundliche Wesensart des Gesandten für die neue Offenbarung gewonnen wurden. Dabei waren die Nachteile auf weltlicher Ebene enorm. Vollständiger Verlust der sozialen Stellung und für diejenigen, die keinen mächtigen Clan hinter sich hatten, auch Vertreibung und Folter. Dennoch wuchs die Gemeinschaft in den 12 mekkanischen Jahren stetig und zwar so schnell, dass die Mekkaner das Ende ihrer Gesellschaftsform kommen sahen und sich zu drakonischen Maßnahmen entschlossen.  Bevor noch Verse offenbart waren, die einen Selbstverteidigung der jungen Religion gestatteten, galt für die Muslime die Regel der vorangegangenen Offenbarung durch Jesus a.s: Sie hielten die andere Backe hin, oder wanderten im Extremfall an einen sicheren Ort aus, wie dies auch im Nazaräerevangelium ausdrücklich gestattet wird. Erst in Medina wurde dann die Erlaubnis zur Verteidigung gegeben. Sure 22,39: “Die Erlaubnis zum Kriege wurde denen gegeben, die kämpfen, weil ihnen Gewalt geschah und Allah hat wahrlich die Macht ihnen zu helfen. Jenen die schuldlos aus ihren Wohnungen vertrieben wurden...” Angesichts eines bevorstehenden Angriffs von Seiten der heidnischen Mekkaner wurde auch ein Vers offenbart, der häufiger als jeder andere aus dem Zusammenhang gerissen und falsch interpretiert wurde und zwar sowohl in der Vergangenheit von “muslimischen” Potentaten, als auch bis heute von der antiislamischen Polemik. Es handelt sich um den 5. Vers der 9. Sure “Die Reue”. Er lautet:   “Und wenn die heiligen Monate abgelaufen sind, dann tötet die Bedeckten, wo immer ihr sie findet. Ergreift sie und belagert sie und lauert ihnen aus jedem Hinterhalt auf. Wenn sie aber bereuen und das Gebet verrichten und die Armensteuer entrichten, dann gebt ihnen den Weg frei. Wahrlich Allah ist allvergebend, barmherzig.  Die Bedeckten “Kafirun” sind im Qur´an diejenigen, welche weder Muslime noch Schriftbesitzer (d.h. Juden, Christen...) sind. Durch Verwendung des Wortes Kafirun ist ausgeschlossen, dass sich der Vers auf Juden oder Christen bezieht. Ferner ergibt sich aus den Umständen seiner Offenbarung, (akuter Angriff auf die junge muslimische Gemeinschaft), dass hier kein Angriffskrieg gemeint ist. Und schließlich gibt es für den Gegner bis zuletzt die Option durch die Annahme des Islam der Strafe zu entgehen. Dabei wird die Aufrichtigkeit seiner Erklärung nicht untersucht. [4]   Die Offenbarung des Qur´an erstreckte sich in vielen Teiloffenbarungen über einen Zeitraum von 23 Jahren. Dabei wurden die Verse häufig als Antwort auf Fragen, oder auf eine konkrete Problemsituation gegeben. Es ist sehr wichtig zu verstehen, dass der Qur´an und das Leben des Propheten und seiner Gefährten nicht voneinander getrennt werden können. Zwar gilt der (himmlische!) Qur´an als zeitlos und unerschaffen, jedoch muss er sich um in dieser Welt zu wirken, in der Zeit offenbaren. Muslime glauben nicht an blinden Zufall, sondern daran, dass die “Zufälle” von einer höheren Macht gesteuert und arrangiert werden. Die Ereignisse rund um den Propheten s.a.w.s. bilden somit zugleich Anlass wie auch Erläuterung dessen, was im Qur´an gesagt und gemeint ist.   Nicht anders als bei der Bibel ist der Text isoliert genommen nicht vor der Möglichkeit falscher Interpretation geschützt. Dieser Schutz entsteht erst durch das überlieferte Wissen über die genauen Umstände der Offenbarung eines jeweiligen Verses. Diese Umstände sind aber zumeist nur Gelehrten bekannt, die sich mit dem Hadith, d.h. den umfangreichen mündlichen Überlieferungen der Zeitgenossen Muhammeds befassen, von denen allein, die in ihrer Authentizität gesicherten Traditionen über 20 Bände umfassen.    Das zeitlich letzte Stück des heiligen Qur´an, der nur wenige Wochen vor dem Tod des Gesandten während der Abschiedswallfahrt offenbart wurde, lautet: (Sure 5,4) „Heute haben wir euch eure Religion vollendet und unsere Gnade an euch und euch den Islam zum Gesetz erwählt.” Der bereits etwas früher offenbarte erste Teil dieses Verses beschäftigt sich mit dem Verbot von Schweinefleisch und anderen Speisen, so dass der Qur´an in der zeitlichen Reihenfolge seiner Offenbarung mit den Dingen aufhört, die in der jüdisch-christlichen Linie der Offenbarungen zeitlich am Anfang standen. Somit wird die Abfolge Gesetz - Glaube - Mystik, wie sie durch die Offenbarungen Torah - Psalmen - Evangelium gegeben war, im Qur´an erstaunlicherweise umgekehrt. * Das Gesetz steht also am Ende des Prozesses und in dieser Sichtweise wird klar, dass eine Überbetonung des Gesetzlichen im Verhältnis zu Glaube und Mystik, (Sufitum), wie sie in so genannten Reformbewegungen wie Maududis Fundamentalismus oder Saudi-Arabiens Salafiya vorliegen, dem Wesen der qur´anischen Offenbarung selbst widersprechen. Mit Ausnahme der 9. Sure - die Reue - beginnt jede Sure des hl. Qur´an mit “Im Namen Gottes des Gnädigen des Allerbarmers.” Allein schon dadurch,  umso mehr aber durch die Handlungsweise des Propheten und seiner Gefährten, wird die Balance von Gesetz/Gnade weit zugunsten der Gnade und Barmherzigkeit verschoben.  Der Fehler der neoislamistischen Bewegungen, die mit arabischen Ölmillionen massiv gefördert werden, liegt nicht so sehr in deren Gesetzesregelungen, so fragwürdig diese auch oft genug sind. Sie liegt in deren grundsätzlichem Missverstehen dessen, was Gott der Erhabene mit der qur´anischen Offenbarung und allgemein mit Religion überhaupt beabsichtigt.  Diese Absicht liegt in der Veredelung des Menschen, durch Überwindung seines Egoismus, so dass er zu dem werden kann, als den ihn auch die Bibel bereits beschreibt, - dem Ebenbild Gottes. Das Ziel jeder göttlichen Offenbarung ist es, den Menschen zu einem würdigen Stellvertreter seines gnädigen und barmherzigen Schöpfers zu erziehen und ihm dem Weg ins verlorene Paradies zu zeigen.  Auf der irdischen Ebene zielen die Vorschriften auf die Schaffung eines gerechten und friedvollen gesellschaftlichen Rahmens, der ihn nicht all zu sehr mit mit Fragen des irdischen Überlebens belastet, und ihm so die Ereichung des großen Ziels ermöglicht...     1 “Alah” entspricht dem aramäischen “Elohi” und dem hebräischen “Eloha” bzw. dessen Plural “Elohim” dem Gottesnamen des alten Testaments. Erst im Qur´an wird aus “Alah” das emphatische “Allah”, das einzige arabische Wort mit doppeltem L und das einzige Wort von dem keine Mehrzahl gebildet werden kann.  2 Die Rückübersetzung von “Tröster” führt wie erwähnt auf den semitischen Begriff “naba” der gleichfalls “Prophet” bedeutet. Auch die frühchristlichen Rekognitionen kennen nach Jesu Himmelfahrt und vor dessen Rückehr noch: ”denjenigen, welcher gesandt wird, das Wort unter den Nationen zu predigen.” Im paulinischen Christentum, wie es sich vor allem in der westlichen Hemisphäre verbreitete, ging diese Überlieferung im Lauf der Jahrhunderte verloren, während sie im Osten noch bis in die Zeit des Propheten Muhammed s.a.w.s. bewahrt wurde.   3 Das qur´anische Wort “Alaq” mit der Bedeutung eines “zähen anhaftenden Tropfens” stellt den genauest möglichen Ausdruck dieses Sachverhaltes in arabischer Sprache dar. Jede der lexikalischen Bedeutungen des Wortes beschreibt einen Teilaspekt dieses Frühstadiums der Embryonalentwicklung. Ein amerikanischer Medizinprofessor fand diese Tatsache so bemerkenswert, dass er sie im Vorwort seines Lehrbuchs für Embryologie erwähnt.  4 Es gibt daher nach einheitlicher Gelehrtenmeinung sowohl des sunnitischen als auch des schiitischen Lagers keinerlei qur´anische Rechtfertigung für Terrorismus, welcher immer die Tötung Unschuldiger in Kauf nimmt, noch überhaupt zum Führen eines Angriffskrieges. Erlaubt ist die Verteidigung der islamischen Religion oder islamischen Territoriums vor einem Agressor, wobei der Schutz von Frauen und Kindern garantiert wird, sofern sie nicht aktiv an Kampfmassnahmen teilnehmen. Diese Grundlagen wurden zur Zeit des Propheten und der ersten vier recht geleiteten Kalifen befolgt. Spätere sog. Kalifen, die sich nur noch durch Lippenbekenntnisse zur  Religion bekannten, vergrößerten ihr Territorium durch Feuer und Schwert und begingen z. B. durch Ausrottung der Prophetenfamilie auch innenpolitisch schwerstes Unrecht. Die Mystiker des Islam (Sufis) stellten in dieser Zeit die Regel auf, sich von den Fürstenhöfen fernzuhalten.  5 Es ist zweifellos sehr charakteristisch, dass die Reihenfolge im Islam umgekehrt wurde. Der Prophet s.a.w.s. überzeugte die Menschen vor Allem durch seine Vollkommenheit und die Liebe, die er ausstrahlte. Die meisten Regelungen der Scharia wurden hingegen erst  in Medina offenbart. Im zuletzt offenbarten Ayat (Sure 5,2)  geht es um Speiseverbote und danach erklärt Allah ta´ ala die Religion für vollendet und die zuletzt offenbarten Worte sind: Islam Dina. (Islam Gesetz) !    a.s. = alehy salam = auf ihm sei Friede ( nach der Erwähnung eines Propheten). s.a.w.s. = sallalahu alehy wa salam = auf ihm sei Gottes Segen und Friede. (Nach der Erwähnung des letzten Propheten).  Quellen:  1) Artikel “Al Kur´an” der Encyclopedia of Islam. 2) “Die Geschichte des Qur´an“ (Islamisches Zentrum Hamburg).  3) Martin Lings Muhammed, Sein Leben nach den frühesten Quellen (Spohr Verlag). 4) Fredy Bollag: Der Name Allah und die Zahl 66  (Spohr Verlag). 5) Hans Küng/Josef van Ess: ISLAM  (Piper Verlag).  Empfohlene Qur´an Übersetzungen:  Max Hennings Übersetzung überarbeitet von Murad Hoffmann (Diederichs Verlag). Muhammed Rassoul “Die ungefähre Bedeutung des Qur´an al Kerim...” (IB Verlag Köln ISBN 3-8217-0099-8)  

Liebe Mitbrüder im Glauben an den einen Gott In Mt 10.12 empfiehlt Rabbi Jeschua: “Wenn ihr in ein Haus kommt, dann wünscht ihm Frieden” In diesem Sinne:  FRIEDE SEI MIT IHNEN ALLEN!                         

 
  Gesamt: 1163501 Besucher