Sufizentrum Braunschweig
  Burda-deutsch
 


DIE BURDA
EIN LOBGEDICHT AUF DEN PROPHETEN MUHAMMAD
VON
AL-BUSIRI
NEU HERAUSGEGEBEN I« ARABISCHE» TEXT HIT METRISCHER PERSISCHER m TÜRKISCHER ÜBERSETZUNG
INS DEUTSCHE ÜBERTRAGEN UND MIT ANMERKUNGEN VERSEHEN C. A.
RALFS
BEVORWORTET VON
Dr. WALTER BEHRNAUER
WIEN
AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREI
MDCCCLX


DEUTSCHE

ÜBERTRAGUNG.

1.Riefst du dir deine Freunde zu Dü-Salam ins Gedächtniss zurück, sie, die in
früheren Tagen deine theuren Nachbarn waren, dass du die Thränenfluth , die aus
deinem Auge strömt, endlich zu Blut hinzumischtest?
2. Oder traf es sich, dass der Wind von Käzima her zu wehen begann und der
Blitz in der Finsterniss von Idam her aufblinkte?
3. Wie kommt es denn, dass deine Augen, wenn du sprichst: „Hemmt den Strom
der Thränen !" nach wie vor Thränen entströmen lassen? und dass dein Herz,
wenn du sprichst: „Ermanne dich zu ruhiger, klarer Besinnung!" nach wie vor
wirr und sinnlos bleibt?
4. Glaubt der thränenreiche Verliebte etwa, dass seine Verliebtheit vor allem und
jedem verrätherischen Ausbruche gewahrt sei, wenn sie so weit hervorgebrochen
ist, dass sie theils als strömende Thränenfluth, theils als glühendes Herz bei ihm
sich äussert?
5. Wärest du nicht verliebt, so würdest du nicht gerade auf jene Spur einer früheren
Wohnstätte so viele Thränen ausströmen lassen, und würdest nicht gerade
dann die Nächte in unruhigem Schlafwachen verbringen, wenn sich die Erinnerung
an Al-Bän und Al-'Alam einstellt.
6. Wie wird es dir denn möglich sein, da alle und jede Verliebtheit abzuläugnen, wo
die vollgültigen Zeugen, Thränenfluth und Siechthum, deine Verliebtheit bezeugen


7. Und der Verliebtheit glühende Empfindungen in Zügen gelb und roth wie Stier-

aug" und 'Anamsfrucht die beiden Urkunden, Thränen und blasse Magerkeit, auf
deine beiden Wangen geschrieben haben ?
8. Ja! Zu nächtlicher Stunde gekommen, that das Traumbild dessen, den ich liebe,
es mir an, dass ich die Nächte in unruhigem Schlafwachen verbringen muss; wie
ja stets die Liebe ihre Wonnen durch Schmerz verkümmert.
9. 0 du, der mich tadelt auf Grund der Verliebtheit, wegen der ich mich doch dir
gegenüber genügend entschuldigen kann ! ! (Wäre es deine Weise, gerecht und billig
zu verfahren, würdest du nicht tadeln.)
1 0. Möge an dir vorübergehen, was mich getroffen hat — mich, dessen Geheimniss
den zwischenträgerischen Ohrenbläsern bekannt geworden ist und dessen Krankheit
nicht weichen will.
1 1 . Du hast Worte der Ermahnung und des Käthes an mich gerichtet, allein ich höre
auf diese Worte nicht; denn der Verliebte ist gegen die Tadler taub,
12. Und sogar gegen das weisse Greisenhaar, einen Ermahner und Rathgeber voll der
lautersten Absichten, stieg, als es mich tadelte, Verdacht in mir auf, und dies trotz
dem, dass das weisse Greisenhaar bei Ermahnung und Eath der Möglichkeit des
Verdachtes weiter als irgend Jemand entrückt ist.
13. Denn meine das Böse gebietende Sinnlichkeit liess in ihrem tollen und thörichten
Sinn die drohende Ankündigung, die das weisse Greisenhaar und das hohe Alter
überbrachten, wirkungslos an sich vorübergehen
14. Und unterliess, in guten Werken die Bewirthung des Gastes zuzurüsten, der
bei meinem Haupte einkehrte, eines Gastes, der keine Scheu und Ehrfurcht
kennt.
15. Hätte ich früher gewusst, wie wenig ich ihn jetzt ehre, so hätte ich das Ruchbarwerden
des nur mir bekannten Geheimnisses, das jener Gast darstellte, mittelst des
Katam verhindert.
16. Ach! dass mich Jemand belehrte, womit ich ihr unlenksames Irregehen gerade so
zurückzwingen kann, wie man die unlenksamen Rosse mittelst der Zäume zurückzwingt!
17. Suche darum nicht durch die Sünde ihre Begierde zu brechen; denn die Speise
reizt nur die Begierde des Unersättlichen.18. Die Sinnlichkeit gleicht dem kleinen Kinde, das, wenn du es gewähren lassest,
heranwachsend nicht aufhört nach der Muttermilch zu verlangen, das jedoch, wenn
du dich bemühst es zu entwöhnen, sich entwöhnen lässt.
19. Entsetze darum die böse Lust der Sinnlichkeit, und hüte dich wohl, sie als Regierer
und Verwalter zu dulden; denn was die böse Lust der Sinnlichkeit regiert
und verwaltet, dem bringt sie Tod auf der Stelle oder Beschädigung, an der es
hinsiecht ;
20. Und beobachte sie, wenn sie in den Werken weidet; und wenn sie eine Weide
süss findet, so loss sie dort nimmer weiden; '
2 l . Wie oft liess sie dem Manne eine todtbringende Annehmlichkeit in der Weise in
dem Lichte einer trefflichen, herrlichen Sache erscheinen, dass er nicht merkte,
dass Gift in der Fettigkeit dieses Gerichts enthalten war; '
22. Und furchte ihre heimlichen Nachstellungen: Hunger und Sattsein; denn gar
manchmal wohl ist ausmergelnder Hunger in seinen Folgen schlimmer als der Mangel
der Verdauung mit seinen Beschwerden ;
23. Und weine alle deine Thränen aus, die Thränen des Auges, das sich zur Genüge
an dem Verbotenen geweidet hat; und beobachte unausgesetzt die Diät der Busse;
24. Und sei der Sinnlichkeit und dem Satan in Allem entgegen, und trotze ihnen in
offenem Ungehorsam, und wenn sie Worte der Ermahnung und des Käthes an dich
richten, so lass Verdacht in dir aufsteigen;
25. Und gehorche in diesen Beiden nimmer einem Widersacher und Schiedsrichter;
denn du kennst die List des Widersachers und des Schiedsrichters.
26. Möge Gott es mir vergeben, dass ich Worte ohne That gepredigt; fürwahr! In
diesem Beginnen legte ich jenen Unfruchtbaren eine Nachkommenschaft bei.
27. Ich befahl dir das Gute, kam jedoch selber diesem Befehle nicht nach, und stand
nicht gerade — was soll es da heissen, dass ich zu dir sagte: „Stehe gerade!"
28. Und versah mich, ehe der Tod kam, mit keinem einzigen freiwilligen guten
Werke als Vorrath für die Reise, und leistete im Beten und im Fasten nur das, was
Gottes Satzung als unerlässlich von einem Jeden verlangt.
29. Ich richtete mich nicht nach der Regel, die in Worten und Werken der gegeben
hat, der die Nächte durchwachte, bis seine Füsse von Geschwulst zu leiden hatten;
30. Und der vor ermattendem, quälendem Hunger »ich die Eingeweide zusammenschnürte
und seine Weichen von zarter Haut mit Steinen belastet
zusammenzog;
31. Und der, als die hohen Berge, eitel Gold, lockend ihn zu bethören suchten, diesen
welch' eine verachtende Seclenhoheit zeigte;
32. Und dessen dringendes Bediirfniss den unumstösslichen Beweis dafür lieferte,
dass er keine Neigung in sich spürte, das zu ergreifen, was die Welt bietet; —
denn das dringende Bedürfniss wird nimmer Herr über die heilige Natur der Propheten,
welche sie vor jedem unheiligen Beginnen bewahrt.
33. Das dringende Bedürfniss dessen, ohne den die Welt nie die Sphäre des Nichtseins
verlassen hätte — wie wäre es ihm möglich , Aufforderungen zum Ergreifen
dessen, was die Welt bietet, ergehen zu lassen?
34. Das ist Muhammad, der Herr dieser und jener Welt, der Herr der Menschen und
Ginnen, der Herr der beiden grossen gesonderten Schaaren der Menschenkinder : der
Araber und der Barbaren,
35. Unser Prophet, den, wenn er gebietet oder verbietet, im Neinsagen wie im Ja-
sagen an Wahrhaftigkeit Keiner übertrifft.
36. Er ist der Geliebte, auf dessen Fürsprache man hofft bei jedwedem grausen
Schreckniss, dessen Gewalt man anheimgefallen ist.
37. „Wer sich an ihn anklammert, klammert sich an ein Seil, das nimmer reisst" —
unter diesem Panier berief er Alle zu Gott.
38. Er übertraf die Propheten an Körpergestalt wie an Seelenadel, und sie kamen
ihm weder an Wissen noch an Tugend und Edelsinn nahe,
39. Sie, die sämmtlich von dem Gesandten Gottes bittend Erlaubniss begehrten, aus
dem Meere mit der Hand schöpfen, oder das Wasser der anhaltenden Regengüsse
schlürfen zu dürfen,
40. Und neben ihm den unterscheidenden Punkt seines Wissens oder die fallangebende
Bezeichnung seiner Weisheit zur äussersten Grenze hatten , an der sie dastanden,
ohne sie überschreiten zu können.
41. Ihn erkor der Schöpfer der Menschen sich zum Geliebten, nachdem Inneres und
Äusseres bei ihm zu vollendeter Vollkommenheit gediehen war.
42. Er hat Keinen neben sich, der an seinen Schönheiten Theil hat, und die Substanz
seiner Schönheit ist eine ungetheilte.
43. "Was die Christen von ihrem Propheten behaupten, behaupte nicht; und erkenne
getrost an Lob ihm zu, was ihm zuzuerkennen dir nur immer beliebt;
44. Und lege seiner Person jeden Adel bei, den ihr beizulegen dir beliebt; und lege
seiner Würde jede Grösse bei, die ihr beizulegen dir beliebt;
45. Denn die Vortrefflichkeit des Gesandten Gottes hat keine Grenze, so dass irgend
ein mit dem Munde Redender sie in ihrer ganzen Grösse aussprechen könnte.
46. Wenn seine Wunderzeichen seiner Würde an Grösse entsprächen, so würde sein
Name, ausgesprochen, die hingeschwundenen Todtengebeine beleben.
47. Mit Dingen, die der Verstand nicht begreifen kann, hat er, getrieben vom Eifer
für unsere Wohlfahrt, uns verschont, und wir sind so weder dem Zweifel noch dem
Wahn anheimgefallen.
48. Sein inneres Wesen zu erfassen, ist eine Aufgabe, die das Vermögen der Sterblichen
übersteigt, und in der Nähe und in der Ferne siehst du Keinen, der nicht
rathlos dasteht, wo es gilt, diese Aufgabe zu lösen;
49. Sein inneres Wesen gleicht der Sonne, die in der Ferne sich dem Auge in verschwindender
Kleinheit zeigt und in der Nähe den Blick blendet.
50. Wie wohl sollte hienieden sein eigentliches Wesen begreifen das schlafende
Geschlecht, das mit dem leeren Traumbilde zufrieden, nach ihm nicht fragt
51. Und dessen gesammte Erkenntniss seines Wesens sich dabei auf die Wahrheit
beschränkt, dass er ein Menschenkind ist, und dass er das beste sämmtlichcr Geschöpfe
Gottes ist?
52. Jede Reihe von Wunderzeichen, welche die hohen Gesandten Gottes zu Tage
treten liessen, ist von seinem Lichte her zu ihnen gelangt;
53. Denn er ist eine grosso Vortrefflichkeitssonne, sie sind die Sterne dieser Sonne
und strahlen als ihre Sterne ihr Licht den Menschen in den Finsternissen.
54. Sie, die so viel Seelenadel zierte, wie edel war sie, die Gestalt jenes Propheten,
den die Schönheit rings umfloss, der die Freundlichkeit zum Merkzeichen
hatte,
55. Der den Blumen gleich an Zartheit, und dem Vollmond an Adel, und dem Meer
an Freigebigkeit, und der Zeit an Hochsinn,
56. Der, wenn man seiner ansichtig wurde, in seiner furchtbaren Grösse und Majestät
ohne alle und jede Begleitung von einem Kriegsheer und einer Trabantenschaar
umgeben zu sein schien,
57. Von dem man sagen möchte, dass cingehäuste Perlen die beiden Fundgruben
seiner erhabenen Rede und seines erhabenen Lächelns zu Muscheln hatten.
58. Es gibt keinen Wohlgeruch, welcher der heiligen Erde gleichkömmt, die seine
Gebeine einschlicsst. Selig, wer sich am Duft dieser Erde labt! Selig, wer sie küsst!
59. Seine Geburt offenbarte die Herrlichkeit seines Stoffes. 0 wie herrlich war der
Ort seines Entstehens, und o wie herrlich ist der Ort, wo er im Tode ruht!
60. Seine Geburt — eine Zeit, wo die Perser merkten, dass die drohende Ankündigung
des Hereinbruches von Trübsal und Strafen an sie ergangen »ei
61. Und wo der Palast des Kisra mit seinen Rissen und Spalten einen Anblick darbot,
wie ihn die Rotte der Genossen des Perserfürsten in ihrer gänzlichen Auflösung
gewährte ;
62. "Während dem heiligen Feuer vor Kummer darüber der Athem erstarb und dem
Strom vor Traurigkeit darüber das Auge in theilnahmloser Unaufmerksamkeit starrte;
63. Und wo das Versiegen seines See's Säwa in Betrübniss versetzte, und wo, wer
früher dort schöpfte oder trank, jetzt zur Zeit, wo ihn dürstete, abgewiesen voll
grimmen Argers von jenem See zurückkehrte,
64. Indem es dabei den Anschein hatte, als ob in der Traurigkeit das Feuer die
Feuchtigkeit des Wassers, und das Wasser die Gluth des Feuers angenommen hätte ;
65. Und wo die Ginnen ungesehen riefen, und die Lichtmassen hoch und leuchtend
emporstiegen, und die Wahrheit durch bedeutungsvolle Ereignisse und durch Worte
kund ward.
66. Taub und blind, hörten sie die laute, öffentliche Verkündigung der frohen Botschaften
nicht und beobachteten nicht die Blitzwolke der drohenden Ankündigung;
67. Und doch hatte bereits den Genossenschaften ihr Wahrsager verkündigt, dass ihr
Glaube voller Krummheiten, nicht gerade und richtig sei;
68. Und doch hatten sie bereits mit eigenen Augen in den Räumen des Himmels
Sterne gesehen, die gleich den Götzenbildern auf der Erde so lange niederfielen;
69. Bis ein fliehender Teufel, die Strasse der Offenbarung räumend, in allgemeiner
Flucht einem ändern fliehenden Teufel auf dem Fusse folgte,
70. Indem sie dabei fliehend die taptern Krieger des Abraha oder jenes Heer zu sein
schienen, das die Kiesel trafen, die aus seinen Händen geflogen kamen;
71. Jene Kiesel, die fortgeschleudert wurden, nachdem sie in seinen Händen Gott
gepriesen hatten, gerade so wie Jonas aus dem Bauche jenes grossen Verschlingers
herausgespieen wurde.
72. Eine demüthige, unterwürfige Haltung beobachtend und auf einem einzigen
Schenkel, der des Fusses entbehrte, gegen ihn heranwandelnd, kamen auf seinen
Ruf die Bäume,
73. Indem es dabei den Anschein hatte, als zögen sie eine Linie für die wunderbare
Schrift, die ihre Zweige in die Mitte des Weges schrieben,
74. Und indem sie jener Wolke glichen, die allenthalben, wo er einherzog, mit ein-
herzog, und dabei, wenn der Tag am heissesten war, vor der Gluth der Mittagssonne
ihn schirmte.
75. Ich schwöre bei dem gespaltenen Mond — ihm ward eine Verwandtschaft mit
seinem Herzen, bei der geschworen ein Schwur für vollgültig erachtet wird —
76. Und bei dem Vortrefflichen und Edlen, was die Höhle einschloss, während kein
Blick der Ungläubigen es zu schauen vermochte,
77. Die in der Blindheit sprachen: „In der Höhle ist Niemand!" als die Wahrheit
und der für wahr Erklärende fortwährend in der Höhle weilten : *
78. — Das Herumflattern dßr Tauben im kreisenden Fluge und das Weben der
Spinnen geschah nach ihrem Wahn nicht, um das Beste der Geschöpfe zu schützen;
79. Der Schutz Gottes machte jedweden Doppelpanzer und jedwede hohe Burg
unnöthig —
80. Wenn die Zeit eine Unbill über mich zu verhängen suchte, und ich Schutz
suchend meine Zuflucht zu ihm nahm — stets habe ich dann einen Schutz von ihm
erlangt, der keine Unbill zuliess.
8l. Und nie habo ich die ausreichende Genüge dieser und jener Welt bittend aus seiner
Hand begehrt, dass ich nicht überschwängliche Fülle in Empfang genommen hätte,
die von dem besten Orte kam, von dem her man etwas in Empfang nehmen kann.
8'2. Mache keine ungläubigen Einwendungen gegen die üfl'enbarung, die er in seinen
Traumgcsichtcn empfing; — er hat ein Herz, das nicht schläft, wenn das Augenpaar
schläft —
83. Denn jene Offenbarung geschah zu der Zeit, wo er bereits die Stufe des Fro-
phetenthums erreicht hatte, und dabei ist es nicht möglich, bei ihm gegen jene
Traumgesichte ungläubige Einwendungen zu erheben.
84. Heilig und erhaben ist Gott! Keine Oll'enbarung kann durch menschlicher Mühen
Zuthun erworben werden, und bei keinem Propheten ist Verdacht auf Grund der
Verkündigung von Verborgenem möglich.
85. Wie oft hat durch Berührung und Betastung seine Hand einen Kranken geheilt
und einen Hilfsbedürftigen aus der Halsschlinge des Wahnsinns erlöst;
8G. Und wie oft hat sein Gebet das weisse Hungerjahr belebt, dass es inmitten der
schwarzgrünen Zeiten einem weissen Stirnmaale glich,
87. Und zwar belebt durch ein Gewölk, das Regen spendete, bis man glaubte, es fluthc
in den kiesreichen Niederungen das strömende Meer oder das wilde Arimgewässer.
88. Sei mir nicht weiter hinderlieh bei meinem Vorhaben, ihm angehörende Zeichen
in verherrlichendem Gedichte zu beschreiben! Zeichen, an Glanz und Pracht dem
Feuer gleich, das Nachts auf dem Gipfel eines Berges brennt, um den nächtlichen
Wanderer heranzuziehen.
89. Denn aufgereiht gewinnen die Perlen an Schönheit (doch ist, wenn sie nicht aufgereiht
sind, ihr eigentlicher Werth keineswegs geringer);
90. Und was hilft es, dass die Hoffnungen des Lobgedichtes zu den Tugenden hinstreben,
die in Charakter und angeborner Anlage bei ihm zu Tage treten?
91. Es sind dies wahrhaftige Zeichen, von dem Erbarmer stammend, in der Zeit
geoffenbart, und dabei doch zugleich unentstanden von Ewigkeit her da, Zeichen,
die dem unentstandenen Ewigen gleichen;
92. Zeichen, die, an keine Zeit gebunden, uns von der Auferstehung der Todten
sowohl wie von 'Ad und Iram Kunde geben;
93. Zeichen, die, beständig unter uns geblieben, jegliches Wunderzeichcn der
Propheten übertreffen, da dieses, eingetreten, sich nicht in beständiger Dauer
behauptete;
94. Zeichen, die, zu Richtern bestellt, bei dem Widerspruche eines Gegners keinen
Trug bestehen lassen , den er mit dem Scheine der Wahrheit gegen sie geltend
macht, und bei eben diesem Widerspruche sich nach keinem Schiedsrichter umsehen ;
95. Zeichen, die nie bekriegt wurden, ohne dass ihre Wuth den Feindlichsten der
Feinde dahin brachte, dass er ihnen seine Unterwerfung anbot;
96. Zeichen, deren Beredsamkeit die Behauptung ihres Gegners gerade so zurückwies,
wie der, der eifrig über seine und der Seineu Ehre wacht, in der Vertheidi-
gung der Weiber seines Hauses die Versuche dessen zurückweist, der Schmach und
Unbill über sie zu verhängen sucht;
97. Zeichen, die Gedanken enthalten, welche an Fülle den Wogen des Meeres
gleichkommen, und, wo es sich um die Schönheit und den Preis handelt, höher
stehen als die Perlen desselben,
98. So dass man die Anzahl ihrer Wunder in keiner Art des Zählens bestimmen
kann, und trotz dem, dass sie dieser Wunder eine solche Menge bringen, doch
nicht mit Überdruss auf sie bietet ;
99. Zeichen, zu deren Leser ich sprach, als sein Auge durch sie in hellem, freudigem
Glänze strahlte: Du hast das Seil Gottes erhascht; so halt' es denn nun
auch fest!
100. Wenn du sie aus Furcht vor der Gluth des Höllenfeuers liesest, tödtest du die
Gluth jener Flamme mit dem kühlen Wasser aus ihnen geschöpft;
101. Sie gleichen dem Wasserbehälter des Propheten , jenem Wasserbehälter, durch
dessen Wasser die Sünder weiss werden , obgleich sie schwarz wie die Kohlen zu
demselben herangetreten sind;
102. Und kommen an Gerechtigkeit der Brücke und der Wage gleich, und nur in
ihnen erschien die höchste, wahre Gerechtigkeit unter den Menschenkindern.
103. Wundere dich nicht über einen Neider, der trotz der schnellfassenden Geistesschärfe,
die ihm im reichlichen Maasse zu Theil geworden ist, in erheuchelter
Unwissenheit sie als das, was sie sind, nicht anerkennt;
104. Es kömmt zuweilen vor, dass das Auge in Folge eines Leidens den hellen Glanz
der Sonne nicht anerkennt, und dass der Mund in Folge von Krankheit den süssen
Geschmack dos Wassers nicht anerkennt.
105. O Bester derjenigen, zu deren Gehöfte die hinstreben, welche Wohlthatsspenden
begehren, hinstreben zu FUSS und sitzend auf dem Rücken der Kanielinnen, die
dem Boden ihre Tritte eindrücken l
106. Und o Bester derjenigen, die das grösste Zeichen sind für Jeden, der aufmerksam
und berechnend sich die Bedeutung der Dinge nicht entgehen lägst! Und o
Bester derjenigen, welche die grösste Wohlthat sind für Jeden, der, was ihm
geboten wird, schnell und eifrig benützt!
107. Nachts zogst du von dem einen Heiligthumo zu dem ändern Heiligthume, dem
Vollmonde gleich, der Nachts in dichter Finsterniss einherzieht
108. Und stiegst zu nächtlicher Frist höher und höher, bis du endlich eine nie
erreichte und nie erstrebte Stufe, Käba-Kausaini , gewannst,
109. Und sämmtliche Propheten und Gesandte liessen dir jener Stufe wegen alle die
Auszeichnungen zukommen, mit denen man einen Herrn vor Dienern ehrt,
110. Wahrend du, umgeben von einem Ehrengeleito , dessen Bannerherr du
warst, an ihnen vorbei den Raum der sieben Himmel zu durcheilen nicht
aufhörtest,
111. Bis endlich , als weder dem vorwärts Eilenden eine Bahn , noch dem Aufsteigenden
Raum zum Aufsteigen, Näherung, du übrig gelassen hattest,
112. Du die Bedeutung jeder Stufe durch den Vergleich mit der deinigen herabsetztest,
zur Zeit, wo du, gerufen wie man rufend das einzelne Wort ausspricht, das
einen Eigennamen bezeichnet,
113. Und zwar gerufen, damit du zu einer den Blicken o wie sehr entzogenen Vereinigung
gelangtest, und ein o wie sehr verborgenes Geheimniss erführest,
114. Der stolzen Zierden viele gewannst, an denen kein Anderer Theil hatte, und
über zahlreiche Stufen hinausdrangst , auf denen kein Gedränge herrschte,
115. Und wo die Bedeutung der Stufen, zu deren Inhaber du gemacht wurdest, bis
zur Unendlichkeit stieg, und wo es für jeden Ändern unmöglich ward, die Gnadengaben
zu erlangen, die dir verliehen wurden.
116. Heil uns! Uns, der Gemeinde des Isläm l Denn wir haben an Gottes Huld einen
Grundpfeiler, der jeder Zertrümmerung trotzt.
117. Als Gott den, welcher uns zu seinem Gehorsam lud, denjenigen unter den Gesandten
ernannte, der in seinen Augen am höchsten steht, wurden unter den Religionsgemeinschaften
wir diejenige, die in Gottes Augen am höchsten steht.
118. Die Kunden seiner Sendung erschreckten die Herzen der Feinde nach Weise
eines hervorgestossenen Lautes, der die sorglosen Schafe zu ängstlicher Flucht
aufschreckt.
119. Auf Schlachtfeldern jeder Art griff er sie so lange an, bis sie von den Lanzen
getroffen , Fleisch auf einer Fleischbank glichen
120. Und bis sie im sehnlichen Wunsch zu fliehen, nahe daran waren, um die
Schnelligkeit abgerissene Gliedmassen zu beneiden, die mit den Adlern und Aasgeiern
emporgestiegen waren;
121. Und so lange die Zeit nicht in die heiligen Monate hinein fiel, verging sie
ihnen, ohne dass sie wussten, wie viel Zeit verging.
122. Vereint mit Edlen, die nach dem Fleische der Feinde gierig waren, schien der
Isläm ein Gast zu sein , der. in ihrem Gehöfte Halt gemacht hatte,
123. Er, der ein Heer auf schnellen Rossen lenkte, ein Heer, das mit seinen Helden
einem Meere mit aneinanderschlagenden Wogen glich,
124. Krieger, die auf Gottes Ruf sogleich zum Beistande seiner Sache bereit waren,
einzig und allein nach seiner Huld und Belohnung trachteten, und mit einem Ausrotter
und Vertilger des Unglaubens einzudringen nicht aufhörten,
125. Bis die Lehre des Isläm unter ihrem Beistande nach hülfloser Verlassenheit und
Vereinsamung Verwandte und Angehörige gewonnen hatte, welche die Pflichten
der Blutsverwandtschaft erfüllten,
126. Und als sie in ihnen den besten Vater und Gatten gefunden hatte, der sie für
ewige Zeiten versorgte, dem Loos der Verwaistheit und Witwenschaft für immer
entgangen war.
127. Sie waren Berge; frage nach ihnen den, welcher auf dem Schlachtfelde mit
ihnen zusammentraf, frage ihn, was sie auf Schlachtfeldern jeder Art von ihnen
erfahren haben;
116. Heil uns! Uns, der Gemeinde des Isläm l Denn wir haben an Gottes Huld einen
Grundpfeiler, der jeder Zertrümmerung trotzt.
117. Als Gott den, welcher uns zu seinem Gehorsam lud, denjenigen unter den Gesandten
ernannte, der in seinen Augen am höchsten steht, wurden unter den Religionsgemeinschaften
wir diejenige, die in Gottes Augen am höchsten steht.
118. Die Kunden seiner Sendung erschreckten die Herzen der Feinde nach Weise
eines hervorgestossenen Lautes, der die sorglosen Schafe zu ängstlicher Flucht
aufschreckt.
119. Auf Schlachtfeldern jeder Art griff er sie so lange an, bis sie von den Lanzen
getroffen , Fleisch auf einer Fleischbank glichen
120. Und bis sie im sehnlichen Wunsch zu fliehen, nahe daran waren, um die
Schnelligkeit abgerissene Gliedmassen zu beneiden, die mit den Adlern und Aasgeiern
emporgestiegen waren;
121. Und so lange die Zeit nicht in die heiligen Monate hinein fiel, verging sie
ihnen, ohne dass sie wussten, wie viel Zeit verging.
122. Vereint mit Edlen, die nach dem Fleische der Feinde gierig waren, schien der
Isläm ein Gast zu sein , der. in ihrem Gehöfte Halt gemacht hatte,
123. Er, der ein Heer auf schnellen Rossen lenkte, ein Heer, das mit seinen Helden
einem Meere mit aneinanderschlagenden Wogen glich,
124. Krieger, die auf Gottes Ruf sogleich zum Beistande seiner Sache bereit waren,
einzig und allein nach seiner Huld und Belohnung trachteten, und mit einem Ausrotter
und Vertilger des Unglaubens einzudringen nicht aufhörten,
125. Bis die Lehre des Isläm unter ihrem Beistande nach hülfloser Verlassenheit und
Vereinsamung Verwandte und Angehörige gewonnen hatte, welche die Pflichten
der Blutsverwandtschaft erfüllten,
126. Und als sie in ihnen den besten Vater und Gatten gefunden hatte, der sie für
ewige Zeiten versorgte, dem Loos der Verwaistheit und Witwenschaft für immer
entgangen war.
127. Sie waren Berge; frage nach ihnen den, welcher auf dem Schlachtfelde mit
ihnen zusammentraf, frage ihn, was sie auf Schlachtfeldern jeder Art von ihnen
erfahren haben;
128. Und Jass Hunain und Badr und Uhud dir berichten, wie es nach und nach
hereingebrochen ist, jenes Verderben der Feinde, ärger als die Seuche.
129. Rotligefärbt führten sie die blanken Schwerter von der Tränke zurück, nachdem
diese an den Feinden Schwarzes, das Haar, sich zum Tritnkort erkoren hatten,
130. Und wenn sie mit den Rohrlanzen aus C'hatt schrieben, liessen ihre Federn
keinen einzigen Buchstaben, den ein Kürzer darstellte, ohne unterscheidende
Punkte.
131. Sie sind Krieger, die in der Waffcnrüstung Furcht erwecken , die ein Merkzeichen
an sich tragen, das sie von den Ändern unterscheidet; unterscheidet sich
doch der Rosenstrauch durch sein bestimmtes Merkzeichen vom Salambaum;
132. Wenn die Winde des Sieges dir ihren lieblichen Geruch zuführen, hältst du
diese tapferen Krieger in der Waffenrüstung für die blätterumkJeideten, unaufge-
brochenen Blumen;
133. Die Festigkeit der Energie, nicht die Schnürung des Sattelgurts, gibt ihnen auf
dem Rücken der Rosse das Ansehen von Bäumen auf Hügeln ;
134. Den Foinden ist das Herz in banger Furcht vor ihrer Tapferkeit entflohen, und
es ist dir nicht möglich, die Lämmerheerden und die Kriegsheere von einander zu
unterscheiden.
135. Wessen Beistand der Gesandte Gottes ausrichtet — treffen den die Löwen in
ihren Dickichten, so ergreift sie stummes Entsetzen;
136. Und nie wirst du einen seiner Freunde anders als durch ihn mit dem Siege
beglückt, und nie einen seiner Feinde anders als von ihm zertrümmert erblicken.
137. Die Bekenner seiner Lehre hat er in der festen Burg seiner Religion nach
Weise des Löwen gelagert, der mit seinen Jungen in einem Dickicht sich
niedergelassen hat.
138. Wie manchen heftigen Gegner hat das Wort Gottes im Streit über die Person
des Propheten zu Boden geworfen, und wie manchen eifrigen Widersacher hat der
Beweis in diesem Streite besiegt.
139. Das Wissen zur Zeit der allgemeinen grossen Unwissenheit und die Erziehung
zur Zeit der "Verwaistheit — diese beiden allein schon genügen als Wunder zum
Beweis der göttlichen Sendung bei ihm, dem Lernen und Unterricht fremd waren.
140. Dass ich ihm ein Lobgedicht weihte, geschah in der Absicht, durch dasselbe
Tilgung der Sünden eines Lebens zu erwirken, das im Dichten und im Haschen
nach der Gunst der Grossen dieser Erde zu Ende ging,
141. Und zwar zu Ende ging zu der Zeit, wo jene beiden Beschäftigungen mir fort
und fort als Amt das anwiesen , dessen endliches Ende man fürchtet — mir, der
von jenen Beiden begleitet, ein Opferthier zu sein schien;
142. Und wo ich, jenen Beiden mich widmend, der Verirrung des thörichten Jugeud-
sinnes folgte, ohne dabei irgend etwas Anderes als Sündenschuld und Reue zu
gewinnen.
143. 0, welch einen Verlust im Handel hat jene Seele durch sie erlitten, die mit
Darangabe des Irdischen sich nicht die Glaubensgüter erhandelt, ja die nicht einmal
ein Gebot gethan hat, um diesen Handel zu Stande zu bringen.
144. Wer tauschend sein ewiges Theil für sein vergängliches dahingibt, dem geht es
auf, dass er bei diesem Tausch und Salam betrogen ward.
145. Wenn ich eine Sünde begehe, so ist damit mein Bund mit dem Propheten noch
nicht aufgelöst, und das Seil, das mich mit ihm verbindet, noch nicht zerrissen;
146. Denn in Folge dessen, dass man mir den Namen Muhammad beigelegt hat, liegt
ihm mir gegenüber eine Schutzverpflichtung ob, ihm, der von sämmtliehen Geschöpfen
den Schutzverpflichteten am vollkommensten genügt.
147. Wenn er zur Zeit meiner Auferstehung mich nicht aus Gnaden und um des
Bundes willen bei der Hand hält, so heisst es: Sprich: 0 wie strauchelt der FUSS!
148. Es ist undenkbar, dass seinen Edelsinn nicht an sich erfahren sollte, wer auf
die Bestätigungen desselben hoft't, oder dass ungeehrt sollte von ihm zurückkehren,
wer Schutz suchend seine Zuflucht zu ihm nimmt.
149. Und seit ich mein ganzes Dichten und Sinnen unausgesetzt auf seine preiswür-
digen Tugenden und Thaten gerichtet, habe ich denn auch gespürt, dass er sich
meine Rettung als der beste Übernehmer angelegen sein lässt.
150. Und nimmer wird die ausreichende Genüge, von ihm stammend, irgend einer verarmten
Hand entgehen ; denn der Regen lässt auf den Hügeln Blumen hervorspriessen.
151. Und nicht habe ich es abgesehen auf den schimmernden Tand der Erdengüter,
den die Hände des Zuhair für sein Lobgedicht auf den Harim eingeerntet haben.
152. 0 du, welchen von sämmtlichen Geschöpfen der Schöpfer am meisten ehrt! Bei
dem Eintritt des Ereignisses, das Alle trifft, habe ich keinen, zu dein ich meine
Zuflucht nehmen kann, als nur dich.
153. Und wenn der Gnädige sich als strafender Vergelter offenbaren wird, wird es
deiner Macht, o Gesandter Gottes! nimmer unmöglich sein, mir zu helfen;
154. Denn zu der Fülle, die du gespendet hast, gehört diese Welt und jene Welt;
und zu deinem Wissen gehört, was auf der Tafel geschrieben steht und was die
Feder geschrieben hat.
155. 0 meine Seele! Keines schweren Fehltrittes wegen verzweifele an Gottes Gnade;
denn wo es sich um die Vergebung handelt, sind die schweren Sünden deu leichten
Sünden gleich.
156. Das Erbarmen meines Herrn, so hoffe ich, wird zu der Zeit, wo er es vertheilen
wird, in den einzelnen Spenden sich nach dem Maasse der Sünde gestalten.
157. 0 mein Herr! Gib, dass bei dir meine Hoffnung besteht, und meine Rechnung
sich als richtig erweist;
158. Und verfahre in dieser und jener Welt gelind und gnädig mit deinem Knecht;
denn ihm ward eine Festigkeit, die fliehend davon eilt, wenn die grausen Schrecknisse
ihn herausfordern.
159. Und lass die Wolken deiner Erbarmung für und für Güsse jeder Art auf den
Propheten herabsenden,
160. Und auf die Seinen und seine Gefährten nebst ihren Nachfolgern, auf sie alle,
die Gottesfürchtigen , Reinen , Wissensreichen und Edlen,



 
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