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Weisheiten - Ibn Ataullah |
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Ibn Ataullah Al-Iskandari
Moschee Sheikh Ibn Atullah al-Iskandari Ash-Shadhili in Kairo
Tadsch Ad-Din Abu Al-Fadl Ahmad ibn Muhammad Ibn Ataullah Al-Iskandari (auch geschrieben Ibn Ata Allah oder As-Sikandari) ist einer der großen Gelehrten und Schaikhs des Tasawwuf. Er war aber auch Muhaddith (Hadith-Gelehrter) und Rechtsgelehrter der Schule des Imam Malik. Sein Schaikh war ‘Abu’l-’Abbas Al-Mursi, dessen Schaikh wiederum Abu’l-Hassan Asch-Schadhili war.
Ibn Ata’illah wurde in Alexandria (Al-Iskandarija) in einer Familie von angesehenen Maliki-Gelehrten geboren, die vom arabischen Stamm der Banu Dschudham abstammte. Sein Großvater ‘Abd Al-Karim war ein namhafter Rechtsgelehrter, der mehrere Bücher verfasst hat. Ibn Ata’illahs Vater Muhammad, der auch ein Faqih, ein Gelehrter im Fiqh, war, war ein Schüler von Abu’l-Hassan Asch-Schadhili (593/1197 – 656/1258), auf den die Schadhilija-Tariqa zurückgeht. In seiner Jugend erhielt Ibn Ata’illah eine traditionelle islamische Ausbildung in Fächern wie Qur’an-Rezitation, Hadith, Tafsir (Qur’an-Kommentar), Grammatik, Usul, Philosophie, Literatur und natürlich Fiqh bei einigen der besten und herausragendsten Lehrern in Alexandria, zusätzlich zu der Unterweisung, die er zweifelsohne von seiner Familie erhielt. Anfänglich war Ibn Ata’illah, im Unterschied zu seinem Vater, dem Tasawwuf gegenüber eher ablehnend eingestellt, wie er selbst im Lata’if Al-Minan schreibt. Seiner eigenen Begegnung mit Schaikh ‘Abu’l-’Abbas Al-Mursi, dem Nachfolger von Asch-Schadhili, ging ein Streitgespräch mit einem von Al-Mursis Schülern voraus. Daraufhin entschloss Ibn Ata’illah sich, selbst zu Schaikh Al-Mursi zu gehen und sich ein Bild zu machen, denn, wie er sagte, „ein Mann der Wahrheit hat bestimmte Zeichen, die nicht verborgen werden können“. Diese Begegnung war für Ibn Ata’illah so überwältigend, dass er von da an, um das Jahr 674/1276 ein Schüler von Schaikh Al-Mursi war und der Tariqa Schadhilija angehörte. Sein Schaikh starb zwölf Jahre später, und Ibn Ata’illah sagte, dass er ihn in all den Jahren nie etwas sagen hörte, was der Schari’a widersprach. Während dieser Zeit wurde Ibn Ata’illah selbst zum Lehrer. Es wird beschrieben, dass er eine majestätische Erscheinung hatte, von großer Eloquenz war und über tiefes Wissen verfügte, sowohl vom spirituellen Pfad als auch in den anderen islamischen Wissensbereichen. Er verband die Schari’a mit der Haqiqa. Eine Reihe von Wundertaten (Karamat) sind von ihm bezeugt und überliefert.
Ibn Ata’illah ist der Autor vieler klassischer Werke, wovon sein „Al-Hikam“, die Weisheiten, das bekannteste ist. Zu den anderen gehören „Al-Lata’if Al-Minan“, das vor allem die Lehre seines Schaikhs ‘Abu’l-’Abbas Al-Mursi sowie dessen Lehrers Asch-Schadhili enthält, „Miftah Al-Falah“ („Der Schlüssel zum Erfolg“) über das Gedenken Allahs (Dhikr), dessen Bedeutungen, Techniken und Segnungen, „Al-Qasd Al-Mudscharrad fi Ma’arifat Al-Ism Al-Mufrad“ über den einzigartigen göttlichen Namen, ‘Allah’, das „Tadsch Al-’Arus Al-Hawi li Tadhhib An-Nufus” und andere.
Ibn Ata’illah war von Alexandria (Al-Iskandarija) nach Kairo gezogen, wo er im Jahre 709 (1309 n. Chr.) im Alter von ungefähr 60 Jahren starb. In Kairo hatte er auch in der Al-Azhar und in der Mansurija-Madrassa gelehrt, wo er auch verstarb. Er wurde im Friedhof Qarafa in Kairo begraben, wo sein Grab noch heute viel besucht wird.
Al-Hikam
Die „Hikam“ sind eine Zusammenstellung von 262 Weisheiten beziehungsweise Aphorismen, gefolgt von vier kurzen Abhandlungen sowie Bittgebeten. Es ist vermutlich eines der ersten, frühen Werke von Ibn Ata’illah und ist im Arabischen häufig unter Bezeichnung „Al-Hikam Al-’Ata’ija“, mit dem Verweis auf den Verfasser, bekannt. Die Hikam sind in mehreren Übersetzungen unter anderem auch ins Englische und Deutsche erhältlich. Die deutsche Übersetzung wurde von Prof. Annemarie Schimmel angefertigt. Die Hikam sind freilich in einem ganz eigenen Stil und Rhythmus geschrieben, welcher eigentlich kaum übersetzbar ist und sich nur im arabischen Original wirklich erschließt.
„Al-Hikam“ gilt als klassisches, zeitloses Handbuch der geistigen Entwicklung und ist in der ganzen muslimischen Welt bekannt und hochgeschätzt. Ibn Ata’illah behandelt darin Themen wie die Einheit und Einzigkeit Allahs (Tauhid), Erkenntnis (Ma’rifa), spirituelle Zustände und Stationen (Ahwal und Maqamat), den Kampf gegen die Triebseele (Mudschahadat An-Nafs) und das Verhalten (Adab) gegenüber Allah. Die Aphorismen haben dabei eine große Unmittelbarkeit und können direkt vom Leser angenommen und umgesetzt werden.
Es gibt mehrere große Kommentare zu den Hikam, von denen einige der bekanntesten jene von Schaikh Ibn Abbad Ar-Rundi, von Schaikh Ahmad Zarruq und von Schaikh Ahmad Ibn ‘Adschiba sind. Ein guter, umfangreicher zeitgenössischer Kommentar stammt von dem syrischen Schaikh Said Ramadan Al-Buti. Das Buch ist für solche Leser geschrieben, die eine Tariqa, einem authentischen spirituellen Pfad, folgen und einen Schaikh haben, doch ist es auch für andere Leser nutzbringend. Der Verfasser beginnt seine Hikam mit dem ersten Weisheitsspruch: „Ein Kennzeichen davon, dass man noch auf eigene Werke vertraut, ist, dass sich bei einem Fehltritt die Hoffnung vermindert.“ In einem zeitgenössischen Kommentar schreibt Schaikh Nuh Ha Mim Keller dazu, dass das Buch damit beginne, weil es zum Adab oder „richtigen Weg“ des Reisenden auf dem spirituellen Pfad gehöre, sich auf den Tauhid, die „Göttliche Einheit“, zu konzentrieren, was in diesem Zusammenhang bedeute, sich auf Allah zu verlassen, nicht auf Werke, da doch „Allah euch und das, was ihr tut, erschaffen hat“ (As-Saffat, 96). Ibn Ata’illah lasse den Reisenden auf dem Weg damit wissen, dass die Angelegenheit seines geistigen Fortschritts allein in Allahs Hand liegt, und dass das Kennzeichen, dass man auf Allah vertraut, ist, dass seine Hoffnung unvermindert ist. Es ist diese Einsicht in die völlige Abhängigkeit von Allah und das absolute Vertrauen auf Ihn, das in den Hikam immer wieder vermittelt wird.
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