Grab des persischen Mystikers Mawlana Jalaluddin Rumi
Musik wird von vielen großen Mystikern als eine der wichtigsten Methoden zur Erweckung der Liebe genannt und verehrt. Sie ist und war seit jeher Zentrum von Kult und Gottesdienst. Auch für die Sufis gilt Musik als Quelle ihrer Meditation.
Die Ursprünge der Sufi-Musik
Aus einem tiefen Naturverständnis richteten schon die Nomadenvölker in den zentralasiatischen Steppen ihr Leben in der rauhen Wildnis ganz auf Musik und Tanz aus. Als sich der Islam bis hin zu jenen Steppen ausbreitete, verschmolzen die Rituale der Nomaden mit denen der noch jungen Religion. Es entstand eine mystische Glaubens- und Lebensform, die Askese, Meditation, Musik, Tanz und die Lehren des Koran verband und Jahrhunderte überdauerte. Die Sufis werden Anhänger dieses neuen Weltbildes genannt.
Auf der Suche nach der Einheit Gottes
Sufis sind Gottsucher, sagt der Musikethnologe Gerhard Kadir Tucek:
"Sie sind Menschen, die irgendwann einmal die unaussprechliche Süße Gottes erfahren haben und sich von da an in dieser Welt nicht beheimatet fühlen. Sie haben sich auf die Suche nach der verlorenen Einheit gemacht. Sufi ist eine Berufung, und kein Beruf. Sufi sein bedeutet: ein Mensch der Sehnsucht nach Gott zu sein".
In der Musik drücken die Klänge der Ney, einer Bambusflöte, diese Sehnsucht aus.
Das Holzblasinstrument des Orients
Die Ney, die in den Stücken der Mevlevi eine wichtige Rolle spielt, wird oft mit dem Menschen verglichen: Das Innere der Flöte muss leer sein, sonst kann man ihr keine Töne entlocken. Ähnlich ist es mit den Menschen: Wenn sie nicht leer sind, ist kein Platz für Gottes Atem in ihnen. Dieser Atem Gottes muss sich aber nicht unbedingt in klassischem Stil artikulieren.
Im Westen ist der bekannteste Vertreter der modernen Sufi-Musik der vor einigen Jahren verstorbene pakistanische Quawwali-Sänger Nusrat Fateh Ali Khan. Seine Musik hört man auch in westlichen Discos.
Wenn die Seele singt: das Makam-System
Die Sufi-Musik beruht auf dem so genannten Makam-System - neuntönig mikrotonal ausgerichtete Tonskalen, die mit spezifischen Klangstrukturen auf einem bestimmten Grundton aufbauen. Insgesamt gibt es dabei über 500 Arten von Makamen - Melodien-Linien. Jeder Makam hat seinen eigenen Gefühlsinhalt. So können Gefühle wie Freude, Traurigkeit oder Schmerz ausgedrückt werden. Die Sufis haben dieses Makam-System mit Poesie verbunden.
Der iranische Philosoph und Mystiker Suhrawardi schreibt:
"Musik lässt im Herzen nichts erwachen, was nicht schon dort ist. Die gewöhnlichen Menschen lauschen auf Musik entsprechend ihrer Natur, und die Novizen lauschen mit Sehnen und Ehrfurcht, während das Lauschen der Heiligen ihnen die Schau der göttlichen Gaben und Gnaden gibt. Aber schließlich gibt es noch das Lauschen der Geistig-Vollendeten, denen sich Gott unverschleiert durch Musik enthüllt".
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Sheikh Muhammad Adil
Istanbul
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Sheikh Nazim (ق)
Du brennst, und was dich verbrennt, ist Liebe, oder es ist Feuer
Nikosia 2010
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