Sufizentrum Braunschweig
  36. Abu Ahmad as-Sughuri
 



36. Sheikh Abu Ahmad as-Sughuri 

 

Sheikh Abu Ahmad as-Sughuri, Erbe des Wissens der Propheten, der Imam der spirituellen Pole und der Ratgeber aus dem Reich der Rechtleitung. Er war der Gipfel der Heiligen und wurde vom himmlischen Reich zum Kalifen dieses Reiches auf Erden erkoren.

 

Sheikh Abu Ahmad as-Sughuri stillte seinen spirituellen Durst am Quell des himmlischen Wissens und erreichte die Stufe der Auflösung bereits im Alter von dreißig Jahren.

 

In ihm vereinten sich beide Arten des Wissens und er erntete sämtliche Früchte des Baumes der Wahrheit. So ward er zum Brennpunkt der himmlischen Inspirationen geworden. Er war ein Geheimnis der Geheimnisse Gottes und ein Wunder Seiner Wunder. Am Horizont hisste er die Fahne des einzigartigen Wissens. Schon glich er dem Polarlicht, das den Menschen ihren Weg ebnete und erleuchtete. Den toten Herzen zu neuem Leben verholfen, trug er den Umhang der großen Heiligen. Kein Atom sollte von seiner spirituellen Kraft unberührt bleiben.

 

Am 3en des Monats Rajab im Jahre 1207 n.H. /1793 n.Chr. kam er an einem Mittwoch in Sughur, einem Dorf in Daghestan, auf die Welt. Vierzig Jahre lang sollte er auf dem Thron der spirituellen Pole sitzen. Sein Ruhm reichte bis überallhin auf der Welt. Seine Weggefährten trainierend, hob er sie dank seiner spirituellen Macht in die höchsten Stufen empor. Besuchte jemand ihn auch nur für eine Stunde, so sollte ihm die Stufe der Visionen und die Fähigkeit des Lauschens am Verborgenen zuteil werden.

 

Er sagte: “Ich vertraute nicht auf das Bemühen des Schülers, sondern auf das Licht, das Gott mir für diesen Schüler vorgesehen hatte. Mittels dieses Lichtes ehre ich sie, denn ich weiß, dass niemand die Stufe der Entschleierung allein durch sein eigenes Bemühen und Streben erreichen kann. Das ist die Weisheit folgendes Gebetes des Propheten : ‘O Herr, überlasse mich meinem Ego nicht einmal für einen einzigen Augenblick.’“

 

Von seinen Aussprüchen

 

Gott versorgt jeden Seiner Diener mit dem ihm Vorgesehenen. Wer es jedoch nicht annimmt, von den täglichen Ereignissen eine Lehre zu ziehen, der ist wahrlich im Irrtum.

 

Nur wenige erlangen die Wirklichkeit dieses Weges. Mittels der Kraft jener Wirklichkeit ist es ihm möglich, jeden Heiligen in dieser Welt zu erreichen. Weiter wird er durch das Aneignen dieser Wirklichkeit mit einer göttlichen Kraft beschert, durch die er allen Engeln begegnen kann.

 

Das spirituelle Licht mit dem Gott dich auf dem Weg dieses Ordens begnadigen wird, ist solch ein Leuchtfeuer, welches es dir ermöglicht ohne jegliche Furcht zur göttlichen Gegenwart voranzuschreiten.

 

Auf unserem Weg gilt es als Unglaube, etwas zu erkennen, was nicht Gott ist.

 

Der Sufi ist derjenige der das Diesseits und das Jenseits und die göttliche Gegenwart verwirft und nur noch durch Ihn allein existiert.

 

Mir wurden drei Stufen eines Heiligen zuteil: Auflösung, Existieren durch Gott und spirituelles Wissen. Jenes empfing ich aus der Gegenwart des Lichtes des Propheten Muhammed , und mir wurden drei Stufen der Vollkommenheit und der sieben Wirklichkeiten durch meinen Lehrer, Jamaluddin al-Ghumuqi al-Husayni gegeben.

 

Niemals zog Stolz in das Herz ohne das auch in dem Maße wie der Stolz und der Hochmut in seinem Herzen zugenommen haben, sich sein Geist auch im gleichen Maße verdummte.

 

Schwierigkeiten mögen zwar den Gläubigen befallen, aber niemals werden sie sich dem Gedenkenden nähern können.

 

Die meiste Zeit verbrachte Abu Ahmed as-Sughuri in der Abgeschiedenheit. Er liebte sie. Daher gefiel es ihm, wenn die Russen ihn ständig einsperren ließen.

 

Einmal zog ich mich zurück und der Raum war erfüllt von süßen und lieblichen Düften. Noch hob ich meinen Blick nicht und verharrte in der Meditation. Auf einmal erschien ein spirituelles Schwert, das glänzender und heller aufstrahlte als die Sonne selbst und welches sich über meinem Kopf senkte. Eine Vision überkam mich und ich sah den Propheten wie er mich mit seinem Geist umgab, in mich eintrat und ich mich in ihm wiederfand.

 

Eines Tages betrat ich die Gegenwart meines Sheikhs, Jamaluddin al-Ghumuqi al-Husayni. Er sagte: „Mein Sohn, du hast die höchste Stufe der Vollkommenheit Muhammeds erreicht.“ Ich sagte: „O mein Sheikh, am liebsten würde ich ihr Erbe antreten.“ In dem Moment als ich das von mir gegeben hatte, löste er sich auf und tauchte dann in mir auf, jetzt verschwand ich und ich offenbarte mich diesmal in seiner Erscheinung.

 

Über seine Wunderkräfte

 

Ihm wurden von den Heiligen zuvor noch nie gesehenen Kräfte zuteil. Sei es nun seine Fähigkeit der Offenbarung des Verborgenen dieses Universums, seine Begnadigungen von dem spirituellen Wissen über den Zustand der Toten, das Ausmaß war so gigantisch, das kein Buch sie fassen könnte.

 

Von seiner Jugend wird berichtet, dass er den Namen Gottes, wie er zwischen Erde und Himmel geschrieben stand, schauen konnte. Das wiederum erzeugte in ihm große Demut. Auch konnte man von ihm kein Foto machen. Wann immer es versucht wurde so zerfiel die Kamera in ihre Einzelteile. Und als man versuchte sein Bild auf Papier zu malen, so verschwand sein Bildnis dann auch schon wieder am nächsten Tag. Er sagte: “Ich will nach meinem Tode nicht mehr gekannt werden, denn ich wünsche für mich keine Form der Existenz.”

 

Oftmals verrichtete er das Morgengebet mit der gleichen Waschung, das er für das Nachtgebet genommen hatte, was ein Zeichen dafür war, dass er Nachts nicht geschlafen hatte. Einmal reiste er mit seiner Familie in den Hijaz und mitten in der Wüste ging ihnen das Wasser aus. Seine Familie wurde sehr durstig. Er sagte einem seiner Weggefährten: „Gehe und bring uns zu trinken.“ Der erwiderte: „O mein Sheikh, wo soll ich denn in der Wüste Wasser finden?“ Er fragte die anderen, ob sie doch noch etwas zu trinken übrig hatten, aber es war nichts zu machen, keiner hatte mehr etwas. Jetzt nahm der Sheikh einen leeren Wasserbehälter und verließ die Karawane für zehn Minuten. Er kehrte mit einem gefüllten Behälter zurück, sodass jeder seinen Durst stillen konnte. Daraufhin füllte er von lediglich diesem einem Behälter sämtliche Krüge der Karawane und immer noch schien als ob von seinem Wasserbehälter kein einziger Tropfen verwendet worden war.

 

Sein Bestreben zur Bewahrung der Glaubensfreiheit

 

Von neuem bekräftigte er diesen Weg und die Wahrheit. Tausende von Menschen fühlten sich durch ihn zum Islam und dem Naqshbandi Orden angezogen. In Daghestan war er beides: ein spiritueller Sheikh, der das Erbe des Naqshbandi Ordens in sich trug, und ein großer Krieger wie Imam Shamil, der die russische Unterdrückung bekämpfte. Nach Sayyid Jamaluddins Emigration war er die Hauptautorität.

 

Die russische Armee ließ ihn viele Male gefangen nehmen. Einmal sollte er deportiert werden und die Menschen des Dorfes kamen zu ihm geströmt um sich von ihm ein letztes Mal zu verabschieden. Sie weinten als ob sie ihre Herzen verloren. Er saß im Wagen und suchte ganz ruhig nach jemanden in der Menschenmenge. Der Wagenlenker setzte die Zügel an um loszufahren, aber die Pferde rührten sich nicht im geringsten. Abu Ahmed as-Sughuri sagte: „Warum drängst du die Pferde dermaßen?“ Er antwortete: „Damit wir endlich losfahren können.“ Der Sheikh erwiderte: „Sie werden sich nicht von der Stelle bewegen, bis ich ihnen nicht den Befehl dazu gegeben habe. Sie unterliegen meinem Befehl und ich warte noch auf jemanden.“
So warteten sie einige Stunde, bis schließlich ein Mann aus der Menschenmenge hervorstürmte. Es war ein russischer Offizier. Abu Ahmed fragte ihn: „Bist du denn nicht der Sohn meines Freundes, Ahmed? Warum bist du in der russischen Armee. Du bist doch Daghestaner. Du darfst nicht mit solchen Unterdrückern zusammen arbeiten solange sie unschuldiges Menschenleben töten. Verlasse sie und folge uns.“ Er antwortete: „Ja, mein Sheikh, ich werde Ihnen gehorchen.“ Der Sheikh sagte daraufhin: „Natürlich wirst du uns gehorchen, denn die wilden Tiere im Wald hören sogar auf uns, wenn wir unser Gottesgedenken rezitieren. Auch jene drei Pferde gehorchen uns und sie warten auf unseren Befehl. Dein Vater ist ein großer Sheikh und ich sage dir, verlasse die Unterdrücker. Du wirst ein großer Heiliger werden. O mein Sohn, wende dich niemals von den Gelehrten des Wissens der inneren Wirklichkeit ab. Betrachte oft den Friedhof und wisse, dass du und ich auch einmal dort landen werden.”
Sofort schmiss der junge Offizier seine Uniform von sich und nahm den Weg des Sheikhs an. Auch er wurde anschließend gefangen genommen. Endlich sagte Abu Ahmed as-Sughuri: „Jetzt könnt ihr losreiten,“ und die Pferde trieben den Wagen schließlich an.

 

Allah und der Prophet liebten ihn aufgrund seiner Aufrichtigkeit und seiner Treue. Sein Sheikh war sehr glücklich mit ihm und sein Dorf erwies ihm höchste Wertschätzung Jedes Mal wenn er vom Gefängnis entlassen wurde, füllte sich sein Haus mit Gästen und Besuchern und komischerweise auch mit Essen. Sie fragten ihn: „Du arbeitest nicht, du bist ständig im Krieg und wirst immer gefangengenommen?“ Er erklärte: „Wessen Streben und Bemühung auf Gottes Weg liegt, den versorgt Gott höchstpersönlich. Das ist was Gott meinte als Er im Quran verkündete: ‚Jedes Mal wenn Zacharias in ihr Zimmer ging, so fand er sie versorgt vor sich.’“ (3:37)

 

Im Jahre 1299 n.H. /1882 n.Chr. schied er in Sughur am 17en des Monats Rabi al-Awwal im Alter von 92 Jahren dahin. Viele Jahre nach seinem Tode erschien er in einem Traum seiner Tochter. Er sagte zu ihr: „O meine Tochter, mein Grabstein ist runtergefallen und liegt nun auf meiner Brust und erdrückt mich.“ Schnell ging seine Tochter am nächsten Tag zu den Sheikhs der Stadt und berichtete ihnen von diesem Traum. Umgehend begab man sich nun zu seinem Grab um es zu öffnen. Und sie sahen, dass der Grabstein umgefallen war und auf seinem Körper lag und dass die Wände seines Grabes um ihn herum zusammengestürzt waren. Als sie das Grab geöffnet hatten, fanden sie einen Körper vor sich, der noch so frisch und noch so erhalten war, dass man denken konnte, er sei gerade erst begraben worden.

 

Man war verwundert. Zum einen wie konnte er in dem Traum seiner Tochter erscheinen und ihr von seinem Zustand berichten und vor allem, wie konnte sein Körper noch nicht verwest sein. Als sie das vernommen hatten, wollten alle Menschen sich von seinem Nachfolger Sheikh Abu Muhammed al-Madani in den Orden einweihen lassen.

 

Sheikh Abu Ahmad as-Sughuri hatte zwei Kalifen: Abu Muhammed al-Madani und Sheikh Sharafuddin ad-Daghestani. Das Geheimnis sollte zunächst zum ersteren übergehen und nach seinem Tode zum zweit genannten.

Quelle: http://sufi-zentrum-berlin.de/

 
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