Sheikh Sharafuddin ad-Daghistani
Sheikh Sharafuddin ad-Daghestani war einer der vollkommenen Wissenden in der göttlichen Gegenwart. Er war jener, dessen Antlitz wie ein Diamant glänzte und dessen Herz transparent wie ein Kristallgefäß war. Sufismus war sein Zuhause, seine Geborgenheit, sein Herz. Der Islam formte seinen Körper, seinen Glauben. Die Wirklichkeit war sein Weg, sein Pfad, sein Ziel. Die göttliche Gegenwart war sein Schutz, seine Zuflucht. Die Spiritualität sein Behältnis.
Sheikh Sharafuddin ad-Daghestani war ein Ozean des Wissens, ein Wirbelwind der Spiritualität, ein Wasserfall der Inspirationen, ein Vulkan der göttlichen Liebe, ein Wirbelstrom der Anziehungskraft, ein Regenbogen der göttlichen Attribute. Sein Wissen schwappte wie der Nil während der Flut ständig über. Ihm wurde das Geheimnis des sultan adh-dhikr zuteil, welches zuvor noch niemandem gewährt war. Den Schlössern der Schätze des kostbarsten göttlichen Wissens war er ihr Schlüssel. Unterstützt vom wahrhaften Glauben, wurde er zu einem wahren Gelehrten, den die Lichter der göttlichen Attribute zierten. Auf dem Wege seines Allmächtigen Herrn war er ein unermüdlicher Kämpfer. In ihm hallte die Stimme der göttlichen Gegenwart wieder. In jedem Fachgebiet galt er als eine Autorität, die auch die schwierigsten Fragen meisterte.
Sheikh Sharafuddin war der Quell der Weisheit des zwanzigsten Jahrhunderts und dessen Wiederbeleber. In der Wissenschaft des göttlichen Gesetzes war er ein Genie, in der Rechtswissenschaft und in der Wissenschaft der Überlieferungen ein großer Gelehrter. Hunderte von Gelehrten wohnten seinen Diskursen bei. Ihm wurde das höchste Amt für religiöse Angelegenheit im osmanischen Reich anvertraut. Auch war er einer der begabtesten Kaligraphen des Quran.
Sultan Abd al-Hamid II persönlich suchte stets seinen Rat und er wurde sogar während der Regierungszeit des neuen türkischen Regimes von Atatürk respektiert. Sheikh Sharafuddin und sein Kalif, Sheikh Abd Allah, waren in der ganzen neuen türkischen Republik die einzigen, denen das Tragen eines Turbans erlaubt wurde. Andere dagegen wurden eingesperrt, aufgrund ihrer Kopfbedeckung gemäß dem Brauch des Propheten . Den Islam zu praktizieren wurde aus dem öffentlichen Leben vollkommen ausgelöscht.
Sheikh Sharafuddin erreichte die Stufe der Vision, in der er mit den Manifestationen der göttlichen Majestät geschmückt wurde. Jetzt konnte niemand mehr in seine Augen schauen, denn sonst würde er dahinschwinden oder sich von ihm überwältigt angezogen fühlen. Aus diesem Grund verschleierte er seine Augen, wann immer ihm jene Stufe offenbart wurde.
Er besaß eine helle Hautfarbe. Seine Augenfarbe war blau und sein Bart schwarz. Mit dem Alter sollte sein Bart samtweiß werden, wie Wolle. Er kam in diese Welt mit geöffneten Augen und einem offenen Herz.
Im Jahre 1292 n.H. /1875 n.Chr. wurde er an einem Mittwoch dem 3en des Monats Dhul-Qida bzw. am 1. Dezember in Kikunu einem Bezirk von Ganep im Staat von Timurhansuro in Daghestan geboren. Sheikh Abu Muhammed al-Madani war sein Onkel und zugleich sein Schwiegervater. Schon lange vor seinem Tode übertrug er ihm die Kraft der sechs Sufi Orden. Auch vertraute ihm Sheikh Abu Muhammed al-Madani noch zu seinen Lebzeiten all seine Schüler an. Sheikh Abu Muhammed al-Madani schätzte und respektierte stets die Meinung Sheikh Sharafuddins.
Er wurde in eine sehr schwierige und leidvolle Welt hineingeboren, in der die Religion vollständig verbannt und die Spiritualität verschwunden war. Über seine Geburt berichtet seine Mutter: „Als er geboren wurde, konnte er bereits sprechen, er wiederholte ständig ‚la ilaha ill-Allah’ und wann immer ich ihn stillte sagte er ‚Allah, Allah.’“ Alle Mütter strömten in ihr Haus um zu sehen wie das kleine Kind den Namen Gottes pries. Zudem erhob er oft seinen Zeigefinger, welches das Glaubensbekenntnis der Einheit Gottes darstellt. Abgesehen davon verstand er in seiner Kindheit bereits die Sprache der Bäume, der Steine, der Tiere, der Vögel, der Berge, ... und so lauschte er häufig dem Lobpreis der Natur.
Seine Eltern erzogen ihn sehr gut und außerdem war er unter der besonderen spirituellen Obhut seines Onkels. Die Gebete des noch kleinen Sharafuddins wurden immer von der göttlichen Gegenwart erfüllt und unaufhörlich bewahrte er zu jeder Zeit eine solche innere Ruhe, die manch einer noch nicht einmal in der Abgeschiedenheit erreichte. Im Alter von fünf Jahren bestand er dann darauf, regelmäßig den Versammlungen des Abu Ahmed as-Sughuris beizuwohnen. Er war sehr schlau und konnte die Weisheiten, die Abu Ahmed as-Sughuri den Anwesenden aus der göttlichen Gegenwart bescherte, umfassend begreifen.
Im Alter von sechs Jahren sagte er zu seiner Mutter: „Bitte gib mir das neugeborene Kalb dieser Kuh.“ Sie antwortete: „Na gut, ist es jedoch ein Weiblein so werde ich es behalten, wenn nicht, darfst du es haben.“ Er erwiderte: „Na ja darüber brauch ich mich ja nicht zu sorgen, denn ich weiß, dass sie einen Stier gebären wird.“„Woher weißt du denn das?“ Er sagte: „Ich kann sehen, was in ihrem Mutterleib ist.“ Eine Stunde später wurde ein Männlein geboren. Er nahm das Neugeborene und verkaufte es für ein weibliches und männliches Schaf, welche er Sheikh Abu Ahmed as-Sughuri schenken wollte. Auf seinem Weg zum Sheikh entflohen ihm jedoch die Schafe. Er konnte sie nicht mehr einfangen und ging ohne sie weiter zum Sheikh. Er setzte sich zu ihm und der Sheikh verspürte wie das Herz des kleinen Jungen betrübt war. Der Sheikh fragte ihn: „Stimmt etwas nicht?“ Der kleine Sharafuddin erklärte: „Ich hatte zwei Schafe für Sie, sie sind mir jedoch weggerannt.“ Nach einiger Zeit kam ein Schäfer vorbei, der sagte: „Ich fand diese zwei Schafe unter meinen.“ Sie fragte: Und es waren die beiden Ausreißer.
Als er jung war ging er mit seinen Freunden raus um Holz zu sammeln. Jedoch fällte er nicht das Holz von den Bäumen, sondern nahm nur trockenes vom Boden. Das verärgerte seinen Vater sehr. So ging er zu Sheikh Abu Ahmed as-Sughuri und beschwerte sich bei ihm darüber. Sheikh Abu Ahmed as-Sughuri fragte ihn: „Warum findest du denn nicht einfach heraus, warum er das macht?“ Der junge Sharafuddin erklärte: „Wie kann ich die frischen und grünen Bäume fällen, wenn sie doch den Gotteslobpreis ‚la ilaha ill-Allah’ rezitieren? Ich nehme lieber die toten Äste und Zweige, damit nicht das Holz, das sich doch an Gott erinnert, verbrannt wird!"
Bald musste er Daghestan aufgrund der unterdrückenden Herrschaft und Schändung der russischen Armee verlassen. So zog er mit seiner und der Familie seiner Schwester in die Türkei. Im eiskalten Winter waren sie aufgebrochen und sollten einen Fußmarsch von fünf Monaten zurücklegen. Damit sie nicht auffielen, schritten sie nur in der Nacht voran und versteckten sich tagsüber. Zunächst gingen sie nach Bursa, von wo sie sich anschließend nach Yalova am Marmara Meer begaben, ungefähr 150 Kilometer von Istanbul entfernt. Dort ließen sie sich im Dorfe Rashadiya nieder, welches vor kurzem sein Onkel gegründet hatte und somit den Naqsbandi Orden von Daghestan in die Türkei brachte.
In Daghestan hatte ihn Sheikh Abu Ahmed as-Sughur trainiert, der ihm schon zu seinen Jugendzeiten den Naqshbandi Orden anvertraut hatte. In Rashadiya setzte Abu Muhammed al-Madani, sein Onkel und zukünftiger Schwiegervater, sein Training fort und unterstütze ihn bei der Errichtung einer Schule, der ersten Moschee und des Sufi Zentrums. Sein Onkel hieß alle Emigranten willkommen, die vor der Tyrannei und erbarmungslosen Unterdrückung der Russen geflohen waren. Zudem suchten viele Menschen aus der ganzen Türkei seine Kreise auf. Folglich errichteten sie innerhalb kürzester Zeit zahlreiche Häuser in Rashadiya und dem umliegenden Gebiet zwischen Yalova und Bursa.
Zusätzlich zum Naqshbandi Orden verband sein Onkel ihn mit seinen fünf weiteren Sufi Orden: Qadiri, Rifai, Shadhili, Chishti und Khalwati. Als er 27 Jahre alt geworden war, wurde er zu einem Meister in all diesen sechs Orden.
Man ehrte ihn sehr in Rashadiya, vor allem nachdem er die Tochter des Sheikh Muhammed al-Madani geheiratet hatte. Auch rühmte man ihn für seine Wunderkräfte. Geschichten darüber verbreiteten sich schnell in der ganzen Türkei. Außerdem verfügte er über ein so profundes Wissen hinsichtlich der Rechtswissenschaft, dass viele große Gelehrte ihn aufsuchten.
In Daghestan hatte er sich vielen Abgeschiedenheiten unterzogen und die längste war über einen Zeitraum von drei Jahren. Meistens zog er sich nun auf Befehl des Sheikh Abu Muhammed al-Madani in den Bergen Rashadiyas bis zu sechs Monaten zurück. Und stets war er unter den Menschen in einem Zustand der innerlichen Abgeschiedenheit.
Einmal während einer dieser sechsmonatigen Übungen stand er gerade beim Gebet, als er sich niederwerfen wollte und eine riesige Schlange vor sich fand, die nur darauf wartete ihn zu beißen. Er sagte sich: „Ich fürchte nichts und niemanden außer meinen Herrn,“ und so legte er bei seiner Niederwerfung seinen Kopf direkt auf den Kopf der Schlange. Die Schlange war verschwunden.
Viele verschiedene Stadien der göttlichen Liebe ergriffen ihn während jener Abgeschiedenheit. Als er diese große Aufgabe beendet hatte und zurückgekehrt war, überreichte sein Sheikh ihm die ganze Verantwortung der Rechtleitung. So saß nun Sheikh Abu Muhammed al-Madani als ein Schüler in den Versammlungen seines Schwiegersohnes und wurde somit der erste Sheikh, der fortan Schüler seines eigenen Schülers war. Aus Gehorsam seines Sheikhs gegenüber, gehorchte er dessen Befehl und setzte sich auf dessen Drängen hin auf den erhobenen Sitzplatz und Sheikh Muhammed al-Madani hörte ihm zu, wie die Menschen in der Lehre der Goldenen Kette unterwies.
Die spirituelle Unterstützung des Sheikh Jamaluddin al-Ghumuqi al-Husayni und des Sheikh Ahmed as-Sughuri, der Sheikh aus seiner Jugendzeit in Daghestan, umgab Sheikh Sharafuddin. Ihm wurde die reine Liebe Gottes zuteil. Entbrannte jene Liebe in ihm, so konnte er dies nicht mehr aushalten, riss seine Kleider von sich und warf sich in das eiskalte Wasser des Flusses im Winter. Wann immer er dies tat, konnten die Dorfbewohner ähnlich dem Geräusch, wenn man heißes Eisen in Wasser legt, ein Zischen des Dampfes hören. 1994 gab es immer noch ehemalige Schüler des Sheikh Sharafuddin, die sich noch gut an das Zischen und den Dampf, der auch noch aus hunderten von Metern zu erkennen war, erinnern konnten.
Sheikh Sharafuddin war ein spiritueller Erbe des Propheten . Durch diese spirituelle Verbundenheit erlangte er Vollkommenheit. Auch war er ein Nachfahre der Familie des Miqdad ibn al-Aswad , einer der größten Gefährten des Propheten , der den Propheten bei seiner Abwesendheit in Medina vertrat. Er hinterließ 42 Überlieferungen, darunter:
Gottes Gesandter sagte: „Am Tage der Wiederauferstehung wird sich die Sonne den Geschöpfen bis auf eine Meile Entfernung nähern. Die Menschheit wird gemäß dem schwitzen müssen, was sie angerichtet haben. Manchen wird der Schweiß bis zu dem Fußgelenk reichen, manchen bis zu ihren Knien, Hüften und manchen sogar hoch bis zu ihrem Mund.“ Und der Gesandte Gottes zeigte dabei auf seinen Mund.
Sheikh Sharafuddin hatte den Handabdruck des Propheten auf seinem Rücken, welchen er von seinem Vorfahren Miqdad ibn al-Aswad geerbt hatte. Der Prophet hatte einmal bei einem Bittgebet für Miqdad ibn al-Aswad und seine Nachfahren seine gesegnete Hand auf dessen Rücken gelegt. Von dieser Stelle von Sheikh Sharafuddins Rücken kam stets Licht hervor und sein Antlitz strahlte immer vor Glanz. So empfing er ein Geheimnis des Propheten : die Fähigkeit alles hinter seinem Rücken so deutlich sehen zu können wie alles vor seinen Augen.
Sein Onkel Sheikh Abu Muhammed al-Madani erkor ihn zur Nachfolge des Sufi Ordens und der Führungsrolle seines Dorfes. Er vergrößerte das Dorf um mehr Platz für die Flüchtlinge zu schaffen, weitete ganze Straßen aus und sicherte der neu entstehenden Stadt eine Wasserversorgung. Jedem bot er das an, was er gerade bedurfte, sei es Nahrung oder Schutz, und verlangte nichts im Gegenzug. So konnten die Menschen aus Daghestan ein neues Zuhause finden, ein Land voll Frieden und Glückseligkeit. Zudem erfreuten sich die Flüchtlinge an ihrem daghestanischen Sheikh, der die Tradition aus ihrem Lande, welche in ganz Zentral Asien vor hunderten von Jahren aufgeblüht war, fortsetzte. Göttliche Versorgung erreichte sie durch seine gesegnete Person, so dass die Liebe und Freude, die sie einst unter der Tyrannei der Russen verloren hatten, wiederfanden.
Von seinen Aussprüchen
Das Herz
Wem es gelingt Zugang zu seinem Herzen zu finden, der wird die Essenz der Namen Gottes erlangen und erfahren dürfen. Diese Essenz ist der Sultan aller Namen, denn sie umfasst all ihre Bedeutungen und in ihr vereinen sich alle Attribute. Es ist ein Wort, dass alle Attribute enthält, und so wird es als der Erhabenste Name bezeichnet ...
Es ist unmöglich allein mit dem Verstand die Früchte dieser Geheimnisse zu ernten. Der menschliche Körper kann niemals die Wirklichkeiten der Bedeutung Gottes erfassen. Es ist unmöglich für den menschlichen Körper das verborgene Reich Jenes Einen zu finden. Für jene Menschen, die dennoch zur Essenz voranschreiten können, gibt es nichts außer purer Verwunderung und Erstaunen. Betreten sie jenes verborgene Wissen, so verlieren sie ihr Bewusstsein und schwinden mal hierhin mal dorthin. Was passiert dann wohl mit jenen, durch die sich ein göttliches Attribut manifestiert und sie damit geschmückt werden? Um jetzt noch von der Essenz jenes einzigartigen Namens geziert zu werden, müssen sie zu den verborgenen Geheimnissen aller 99 Attribute gelangen. Dann wird ihnen das Licht jenes Namen „Allah“, der alle anderen Namen und Attribute in sich vereint, offenbart werden.
Ist der Suchende beständig bei der Rezitation des Namen „Allah“, so wird er beginnen von einer Stufe zur nächsten aufzusteigen, bis er schließlich alle sieben erklommen hat. Jeder, der bestrebt 5,000 bis 48,000 Mal „Allah“ am Tag still rezitiert, der wird einen Zustand der Vollkommenheit erreichen, der ihn bei seiner Gotteserinnerung unfehlbar macht. Dann wird sein Herz anfangen „Allah, Allah“ zu sagen ohne, dass er seine Zunge dafür bewegen muss. Er wird solch eine Flamme an innerer spiritueller Kraft auflodern lassen, die jeden Dreck niederbrennt und keine Unreinheit zurücklässt. Sein Inneres wird zu einem glänzenden Diamanten werden.
So wie die Gotteserinnerung in sein Herz einzieht und immer mehr zunimmt, wird er emporsteigen bis er solch einen Zustand erreicht, in dem er die Gotteserinnerung eines jeden Geschöpfes vernimmt. Er wird die verschiedenen Arten eines jeden Geschöpfes Gottes zu gedenken hören können und die eine Melodie wird die andere nicht ausschließen, sondern er wird alles gleichzeitig wahrnehmen und unterscheiden können.
Und wenn der Suchende sich jetzt noch mehr Gottes gedenkt, so wird er sehen können, dass jedes Geschöpf die gleiche Gottesandacht rezitier wie er. Jetzt wird ihm vollkommenes Einssein zuteil geworden sein. Alles rezitiert das gleiche und benutzt dasselbe Wort. Jeder Unterschied wird sich von seinem Sichtfeld lösen und er wird mit allen die Ein-samkeit teilen. Dies bezeichnet man als die Vereinigung im Einen. Hier wird er sich von den unscheinbarsten Formen des Polytheismus losreißen und die ganze Schöpfung wird gem-ein-sam im Einen erscheinen. Das ist der erste Schritt eines Reisenden auf diesem Wege.
Von der Stufe der Vereinigung wird er nun zu dessen Essenz weiterreisen, in der alles sich auflöst und nur noch die Einheit Gottes erscheint.
Dann gelangt er zum Ursprung, wo er im Stande sein wird jede Erscheinung anzunehmen.
Jetzt wird er zu den Schlüsseln der Geheimnisse gelangen, welches auch die Stufe der Namen genannt wird, wo die Urformen der Geschöpfe aus dem Nichts in die Welt der Manifestationen hervortreten. So wird er befähigt sein durch den Orbit der Namen und Attribute zu schwimmen und ihm wird auch das verborgenste Wissen offenkundig sein.
Danach wird er zu dem Verborgenen hinter dem Verborgenen reisen, der Essenz aller Geheimnisse. Durch die Einzigartigkeit der Essenz wird er alles Verborgene wissen. Er wird all ihre Kraft und Formen erkennen können.
Nun kommt er zu den vollkommenen Wirklichkeiten der Essenz der Namen und Taten. Er wird in ihnen allen erscheinen, in ihren Atomen, in ihrem ganzen Wesen. Ihn wird der Höchstgepriesenste aller Namen zieren und er wird mit wahrer Größe gekrönt werden.
Schließlich wird er Gottes Manifestation im weltlichen Himmel erreichen. Dort ist er nun am nächsten Ort zur Welt angekommen und für den Reisenden ist somit der letzt Halt erreicht. In seinem Innern bricht nun ein Morgen an und die Sonne der Vollkommenheit steigt zu ihrem Horizont, so wie die Gotteserinnerung in sein Herz und seinen Geist eingezogen sind. Jetzt wird sich ihm die folgende prophetische Überlieferung offenbaren: „Gott wird zu seinen Ohren, mit denen er hört, zu seinen Augen mit denen er sieht, zu seiner Zunge mit der er spricht, zu seiner Hand mit der er greift, zu seinen Füßen mit denen er läuft.“ Letztlich erkennt er sich und bekennt seine Schwäche: „Ich bin hilflos und elendlich schwach.“ Denn jetzt hat er erkannt, was die wahre Bedeutung der göttlichen Kraft ist.
Ersuchte man ihn für seinen Rat und antwortete er einer Person: „Mach was du willst,“ so würde jene Person niemals erfolgreich sein. Riet er jedoch: „Mach dies, mach das,“ dann war das Vorhaben des Ratsuchenden stets erfolgreich.
Es wird überliefert, dass er verabscheute vergangener Sachen nachzutrauen oder sich vergangener Heldentaten zu rühmen. Auch ärgerte er sich sehr über die üble Nachrede und würde jeden aus seinen Kreisen verbannen, die solch eine schändliche Tat begangen.
Zudem wird berichtet, dass wenn sich Menschen um ihn versammelten, die Liebe für die Welt aus ihren Herzen verschwand.
Er sagte: Vergesse niemals dich Gottes zu gedenken, denn der Tod lauert dir erbarmungslos auf.
Der glücklichste Moment für einen Menschen ist dann, wenn er stirbt, denn so sterben auch seine Sünden mit ihm.
Jemand, der nicht zu seiner Gewohnheit macht, am Tage zu fasten, in der Nacht zum Gebet aufzustehen und seinen Brüdern zu dienen, dessen Baum wird niemals Früchte tragen.
Shah Naqshbands Mitteilung bezüglich Sheikh Sharafuddin
Sein Nachfolger und unser GroßSheikh, Sheikh Abd Allah ad-Daghestani erzählte folgendes:
Einmal als ich in der Abgeschiedenheit war, kam Sheikh Sharafuddin zu mir und berichtete mir von der Größe und den Besonderheiten des Shah Naqshbands. Er pries ihn und erläuterte seine Fürsprache am Tage des Gerichts. Er sagte: „Schaute jemand Shah Naqshband in die Augen, so würde er sehen, wie seine Augen ständig rotierten und immer neue Ziele erfassten." Er wollte seine spirituelle Kraft für den Tag des Gerichts bewahren und es nicht in diesem Leben verwenden.
Am Tage des Gerichts strömt Licht aus seinem rechten Auge, welches dann in seinem linken Auge einen Kreis schließt. In diesem Kreis werden viele mit eingeschlossen sein. Und wer von diesem Licht umarmt wird, der wird vorm Höllenfeuer bewahrt werden und ins Paradies einziehen. So wird er vier Paradiese mit seiner Fürsprache füllen.
Während er dies beschrieb, erfuhr ich eine kraftvoll Vision, in der ich den Tag des Gerichts sah. Ich vernahm Shah Naqhsbands Licht, wie es die Menschen rettete. Während ich das bezeugte, verspürte ich eine große Bewunderung und Liebe für Shah Naqshband. Schnell rannte ich zu ihm und küsste seine Hand. Dann endete die Vision und mein Sheikh verließ mich wieder. In meiner restlichen Zeit beschäftigte ich mit der Gottesandacht, mit der Quranrezitation und dem Gebet. Ich hatte gerade mein Nachtgebet verrichtet, als ich mich auf einmal auflöste und sich mir eine Vision offenbarte. Shah Naqshband betrat den Raum. Er sagte zu mir: „Mein Sohn, komm mit.“ Dann verließ mein Geist meinen Körper und ich sah meinen Körper bewegungslos unter mir liegen. Ich folgte Shah Naqshband.
Wir reisten durch Raum und Zeit. Durch den bloßen Gedanken, erreichten wir die verschiedensten Ziele. Drei Nächte lang sollten wir in dieser Form reisen.
Es war mein Brauch während dieser Abgeschiedenheit, dass ich auf den Fußboden klopfte, wenn ich mein tägliches Essen und Trinken haben wollte. Und wenn meine Frau dieses Klopfen hörte, brachte sie mir meine Versorgung. Am ersten Tag hörte sie keinen Laut. Am zweiten Tag wieder nichts. Letztlich machte sie sich sorgen, öffnete die Tür und sah mich regungslos auf dem Boden liegen. Sie rannte zu Sheikh Sharafuddin: „Kommen Sie und schauen Sie nach ihrem Sohn. Er scheint gestorben zu sein.“ Er erklärte: „Er ist nicht tot. Mach dir keine Sorgen und verlier kein Wort darüber. Er wird bald zurückkommen.“
Nach drei Tagen und vier Nächten hielt schließlich Shah Naqshband an. Er sagte: „Weißt du wer das ist, der dort am Horizont erscheint?“ Natürlich wusste ich wer es war, aber aus Respekt sagte ich: „O mein Meister, Sie wissen es am besten.“ Als die Person näher und näher kam, fragte er: „Erkennst du jetzt diese Person?“ Wieder antwortete ich: „Sie wissen es besser, O mein Sheikh,“ obwohl ich genau sah, dass es mein Sheikh war. Letztlich sagte er: „Das ist dein Sheikh, Sheikh Sharafuddin.“
Danach fragte er: „Weißt du welche Kreatur, das da hinter ihm ist?“ Dabei zeigt er auf ein riesengroßes Wesen noch größer als die höchsten Berge dieser Erde, das an seinem Umhang zog. Erneut erwiderte ich voll Respekt: „Sie wissen es am besten, O mein Sheikh.“ Er erklärte: „Das ist Satan und dein Sheikh wurde mit einem Geheimnis begnadigt, das zuvor noch niemandem zuteil geworden war. So wie jeder Heilige über eine besondere Eigenschaft verfügt, so besitzt auch dein Sheikh eine Spezialität. Seine Spezialität ist es jeden Tag und jede Nacht, diejenige Person, die aufgrund des Einflusses des Satans gesündigt hat, von ihren Sünden zu reinigen und die Sünden zurück auf den Satan zu werfen und all diese Menschen dem Propheten rein und geläutert vorzuführen. Dann mittels seiner spirituellen Kraft hebt er ihre Herzen empor und bereitet sie auf die Rettung vor, auf dass sie dem Kreise angehören, denen mein Licht am Tage des Gerichts beschert wird. So werde ich vier Paradiese füllen."
Diese Fürsprache ist die besondere Eigenheit des Sheikh Sharafuddin. Zudem werden diejenigen, denen diese vier Paradiese entsagt wurden, mit der Erlaubnis des Propheten und der Kraft Gottes, mittels Sheikh Sharaffudins Fürsprache auch in das Paradies einziehen. Das ist eine erhabene Begnadigung und Autorität für Sheikh Sharafuddin. So wie er dem Satan die Fesseln angelegt hat, wird er den Einflussbereich des Satans auf dieser Erde reduzieren.
Dann sagte er: „O mein Sohn, pflege und bewahre die Liebe, die in deinem Herzen ist. So wie das Wasserrad, das ein Feld bewässert, nicht zwei bewässern kann, so muss die Liebe, die du für deinen Sheikhs hast, letztlich auch nur für diesen einen Sheikh sein. Verteilst du sie auf zwei Sheikhs, so wäre das unangemessen, denn auch das für ein Feld bestimmte Wasserrad kann nicht gleichermaßen zwei Felder bewässern. Gebe deinem Herzen nicht jene Freiheit mal hierhin mal dorthin auszuweichen. Deine Liebe wird mich durch die Goldene Kette erreichen und schließlich auch den Propheten . Halbiere deine Liebe nicht zwischen uns. Was dein Sheikh für die Gemeinschaft Muhammeds leistet, zu dem wurde noch kein vorheriger Heilige autorisiert.“
Jetzt brachte mich Shah Naqshband auf die gleiche Weise wie wir gereist waren wieder zurück, nach vier Tagen und drei Nächten. So kehrte ich wieder in meinen Körper ein. Und ich konnte beobachten wie meine Seele Schritt für Schritt in meinen Körper einzog. Dann endete die Vision und ich klopfte nach Essen und Tee um meinen Körper wieder zu stärken. Das war Shah Naqshbands Mitteilung bezüglich Sheikh Sharafuddin.
Einer der Schüler des Sheikh Sharafuddin namens Eskici Ali Usta, der im Jahre 1994 120 Jahre alt war und in Bursa lebte, berichtete:
Mein Sheikh war voller Wunder. Einmal, als ich noch ein Junger Mann war, ging ich nach Istanbul. Ich hatte mich vor kurzem von Sheikh Sharafuddin in den Orden einweihen lassen. Ich traf einen meiner Freunde aus Daghestan, er war jedoch engstirnig und glaubte nicht an den Sufismus. Also dachte ich, ich könnte vielleicht mit ihm ein wenig darüber reden, um sein Herz zu besänftigen und ihm von den Wundern meines Sheikhs zu erzählen. Es sollte aber ganz anders kommen und er überzeugte mich stattdessen von seinem Standpunkt. So hing ich meine Gebetskette an den Nagel und hörte mit der Gotteserinnerung auf. Und es verstrich keine lange Zeit und meine Lüste überkamen mich, sodass ich zwei große Sünden beging.
Nach einer Woche ging ich nach Sirkeci und ich sah den Sheikh. Er war gerade auf dem Weg nach Rashadiya. Als ich ihn von der Seite kommen sah, rannte ich auf die andere Seite um ihn zu meiden. Plötzlich packte mich eine Hand an meiner Schulter. Es war der Sheikh: „Wohin gehst du, O Ali?“ Ich verstand, dass ich mich vor ihm nicht verstecken konnte.
Also lief ich mit ihm mit, wir trafen auf jemanden namens Husayn Effendi. Der Sheikh erzählte mir: „Als du das erste Mal zu mir gekommen warst, sah ich dich an und sah einen schlechten Charakter in dir. Jeder hat einen guten Charakter vermischt mit schlechten Wesenszügen. Als du diesen Orden annahmst, veränderte ich all deine vorherigen Taten in gute und ließ jedoch zwei Dinge in dir übrig: die sexuelle Begierde und den Zorn.“ Als er diese Worte sprach, wusste ich, dass er mich in meiner Lüsternheit und meinem Zorn beobachtet hatte. Ich fiel ihm zu Füßen und begann zu weinen und zu weinen. Während ich weinte sprach Sheikh Sharafuddin mit Husayn in einer Sprache, die ich zuvor noch nie gehört hatte, obwohl ich auch aus Daghestan kam und alle Sprachen meiner Umgebung kannte. Später erfuhr ich, dass er in einem Dialekt des Aramäischen gesprochen hatte.
Nach zwei Stunden Weinen, sagte er: „Genug geweint! Gott und der Prophet haben dir vergeben.“ Ich fragte: „O mein Sheikh, haben Sie mir wirklich vergeben? Hat der Prophet mir vergeben? Hat Gott mir verziehen? Haben die Sheikhs mir verziehen? Ich dachte ich wäre alleine gewesen und jetzt lernte ich, dass Ihr mich immer seht.“
Er sagte: „O mein Sohn, wir sind Diener am Tore des Propheten und Gottes. Um was wir sie auch bitten, sie gewähren es uns, denn wir sind in ihrer Gegenwart und wir sind eins.“ Ich erwiderte: „Was kann ich tun um mich Gott dankbar zu erweisen und Sie und den Propheten zu ehren? Den Geburtstag des Propheten feiern, ein Lamm opfern oder Spenden geben?“ Er antwortete: „Wir wollen von dir nur eines: Gedenke stets Gottes, so wie es dir vom Naqshbandi Orden vorgeschrieben wird.“
Einer der Freunde des Eskici Ali Ustas, der mit ihm ausgewandert war, empfing als er noch in Daghestan war, einen Brief von Sheikh Sharafuddin: „Verlasse Daghestan. Dort gibt es keine Spiritualität mehr. Der göttliche Schutz wurde von diesem Ort aufgrund der überwältigenden Tyrannei hinweggenommen. Komm hierher in die Türkei nach Rashadiya.“ Zunächst jedoch ignorierte er diesen Brief und legte ihn beiseite: „Warum sollte ich denn so dumm sein und all meinen Besitz hier zurücklassen?“ Bald eroberten die Russen seine Stadt und enteigneten ihn. Schließlich erinnerte er sich an den Brief des Sheikhs. Und irgendwie gelang es ihm dennoch in größter Not eine Reise in die Türkei nach Rashadiya zu arrangieren. Jedoch hatte er aufgrund seiner Engstirnigkeit und seiner Verzögerung seine Familie und sein ganzes Hab und Gut verloren.
Einmal kam Sheikh Sharafuddin nach Istanbul. Dort lebte er im Hotel Massarat. Jemand namens Sheikh Zia fragte ihn: „Wie wird Ihr Tod sein?“ Er erwiderte: „Liegt es dir wirklich am Herzen zu erfahren wie ich sterben werde?“ Daraufhin antwortete er: „Es war eine Eingebung in meinem Herzen Ihnen diese Frage zu stellen.“„Ich werde bei einem Angriff seitens der Armenier umkommen und es wird eine Zeit der Unterdrückung folgen.“ In der Nacht stand Sheikh Zia auf, wusch sich, verrichtete zwei Gebetseinheiten und betete zu Gott: „O Herr, verschone uns vor Schwierigkeiten, bewahre uns vor dem Angriff der Armenier und schone unseren geliebten Sheikh.“ Am nächsten Tag sagte Sheikh Sharafuddin zu ihm: „O Sheikh Zia, was hast du die ganze Nacht gemacht, hast du etwa gebetet? Dein Gebet wurde angenommen. Der Tod wird mich nicht einholen, aber dafür wirst du für mich als ein Märtyrer sterben müssen.“ Acht Jahre nach diesem Vorfall in dem Hotel, marschierten die Armenier und Griechen in Rashadiya ein, Zia Effendi wurde niedergeschossen und die Vorhersage des Sheikh Sharafuddin hatte sich somit erfüllt. Woraufhin er erklärte:
Yusuf Effendi, ein Mann, der im Jahre 1994 ungefähr 100 Jahre alt gewesen war, berichtet von folgender Geschichte:
Einmal wurde Sheikh Sharafuddin in Eskisehir gefangengenommnen und ich war sein Wächter. Auch befand sich eine weitere ehrenwerte Persönlichkeit im Gefängnis, der berühmte Sheikh Said Nursi. Sheikh Sharafuddin war zusammen mit seinem Kalifen Sheikh Abd Allah und einigen anderen Schülern und Said Nursi zusammen mit seinen. Als Said Nursi hörte, dass man Sheikh Sharafuddin im gleichen Gefägnis gefangen hielt, sandte er seine Schüler zu ihm, welche ihm ihre Hilfe anboten. Sheikh Shrafuddin antwortete: „Danke, aber wir haben nichts und wir brauchen nichts.“
Die Schüler des Said Nursi kamen ständig zu Sheikh Sharafuddin und fragten ihn ob er einer Sache bedürfte. Er bedankte sich bei ihnen, aber wies sie stets zurück. Eines Tages, sagte Sheikh Sharafuddin zu den Schülern des Said Nursi, sie mögen ihren Sheikh doch einmal fragen warum sie hier sind. Später antwortete ihnen ihr Sheikh: „Wir sind hier um die Stufe des Propheten Yusuf zu erreichen.“ Das war dann auch schon das Ende ihres Gespräches.
Dieser Austausch verblüffte mich sehr und ich begann nachzudenken. Schließlich fragte ich den Sheikh: „Was ist der Grund warum Sie hier sind?“ Auf mein Beharren hin antwortete Sheikh Sharafuddin: „Ich wurde hierher gesandt mit dem Geheimnis vieler Menschen, unter anderem auch mit jenem der hier Anwesenden. Ich unterstütze sie. Gott sandte mich hierher, weil ihr zu diesem Zeitpunkt alle versammelt seid und es ist sonst nur sehr schwer möglich euch alle zu versammeln. Ich bin hier um mich von euch zu verabschieden, denn bald werde ich diese Welt verlassen. Also sind wir hierher gekommen um euch eure Geheimnisse zu überliefern. Für uns gibt es kein Gefängnis, wir sind immer in der göttlichen Gegenwart und niemals kann uns irgendetwas dieser Welt festhalten. Jeder von euch wird nach einiger Zeit frei gelassen werden, aber ihr werdet euch wieder versammeln, wenn eine wichtige Person dahingeschieden ist.“ Die Schüler des Said Nursi, wie auch die anderen Gefangenen und Gefängniswärter hörten dies.
Nach ungefähr drei Monaten wurde er entlassen. Er teilte Sheikh Abd Allah mit: „Ich werde bald sterben, ich habe zuviel Kraft dafür verwendet, die Geheimnisse der Sure al-Anam zu entdecken.“
So schrieb er sein Testament und erwählte Sheikh Abd Allah zu seinem Nachfolger auf dem Throne der Rechtleitung.
Drei Tage vor seinem Tode rief er Sultan al-Awliya Mawlana Sheikh Abd Allah al-Faiz ad-Daghestani und einige andere Schüler zu sich und verkündete: „Seit drei Monaten tauchte ich in dem Ozean der Sure al-Anam um endlich aus den Versen die Namen der Heiligen des Naqshbandi Ordens zu entnehmen, die an der Zahl 7,007 sind. Lobpreis dem Herrn, Ich war im Stande ihre Namen mit all ihren Titeln herauszufinden. Ich habe sie in einem Büchlein niedergeschrieben, welches ich Sheikh Abd Allah anvertrauen werde. Es enthält die Namen aller Heiligen die zur Zeit Mahdis erscheinen werden.“
Am nächsten Tag bat er seinen Kalifen Sheikh Abd Allah ad-Daghestani zu sich und sagte: "O mein Sohn, dies ist mein Testament. Ich werde in zwei Tagen sterben. Auf Befehl des Propheten , habe ich dich zu meinem Nachfolger im Naqshbandi Orden und in den fünf Orden, die ich von meinem Onkel erbte, erkoren. Alle Geheimnisse, die mir durch meine Vorfahren des Naqshbandi Ordens und der fünf Sufi Orden zuteil wurden, übergebe ich dir. Alle Menschen, die du in den Naqshbandi Orden einweihst, werden auch sogleich in die fünf anderen Orden aufgenommen und werden somit auch deren Geheimnisse empfangen. Bald wird es für dich die Möglichkeit geben die Türkei zu verlassen und nach Damaskus zu ziehen. Halte Ausschau danach und ergreife die Möglichkeit."
Sheikh Abd Allah sagte: „Er gab mir dieses Testament und ich versuchte es wie am liebsten auch mein eigenes Leben verschwinden zu lassen.“
Großsheikh Sharafuddin verstarb am 27en des Jumada al-Awwal an einem Sonntag im Jahre 1355 n.H. /1936 n.Chr. in Rashadiya. Er wurde im Friedhof von Rashadiya oben auf dem Hügel begraben. Bis zum heutigen Tage ist seine Moschee und Herberge noch offen. Viele Menschen gehen ihn dort besuchen, um von seinem Segen zu empfangen. Die gleiche Gebetskette die Sheikh Sharafuddin mit seinen Schülern verwendete, hängt noch immer dort an der Wand.
Unser GroßSheikh, Sheikh Abd Allah, der Kalif und Nachfolger des Sheikh Sharafuddin sagte: "Als sich seine Todesnachricht umgesprochen hatte strömten die Menschen in sein Haus, auf das ihnen sein Segen zuteil würde. Selbst Atatürk, der Präsident der neuen türkischen Republik, sandte aus Respekt eine Delegation. Wir wuschen seinen Körper. Als wir ihn hinlegten um ihn zu waschen, bewegte er seine Hand zu seinem Oberschenkel um das abfließende Wasser aufzufangen. Alle seine Schüler kamen und tranken von jenem Wasser, so wie es Ali mit dem Wasser, das er zur Reinigung des gesegneten Körpers des Propheten getan hatte. Als jeder Schüler von dem Wasser getrunken hatte, legte er seine Hand wieder zurück. Das war eines seiner unzähligen Wunder und zudem geschah es nach seinem Tode.
Als wir ihn am nächsten Tag begruben, kamen mehr als 300,000 Menschen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Die Stadt konnte kaum die Menschenmasse unterbringen. Sie waren aus Yalova, Bursa und Istanbul gekommen. Es war eine riesengroße Ansammlung von zutiefst erschütterten Menschen. Männer weinten, Frauen wehklagten und selbst die Kinder waren betrübt. Möge der Allmächtige Herr Seine Heiligen in jedem Jahrhundert zu erhabensten Stufen emporheben."
Einer seiner Schüler, Yusuf Effendi, sagte: "Es ist wahr, dass wir uns alle zu keinem Zeitpunkt wiedersahen –es waren einfach zu viele- aber als jedoch sein Tod bekannt geworden war, versammelten sich ganz Bursa, Adapazar, Yalova, Istanbul, Eskisehir, Orhangazi und Izmir, um am letzten Gebet für ihn teilzunehmen."
Großsheikh Sharafuddin schrieb viele Bücher, welche leider alle während dem Balkan Krieg vernichtet wurden. Nichtsdestotrotz konnten einige Manuskripte bewahrt werden, die die Geheimnisse des Naqhsbandi Ordens enthalten. Das Geheimnis der Goldenen Kette hinterließ er seinem Nachfolger Sultan al-Awliya GroßSheikh Abd Allah al-Faiz ad-Daghestani.
Quelle: http://sufi-zentrum-berlin.de/