Wazifa (Aufgabe)
(1) Aufstehen eine Stunde oder mindestens eine Stunde vor Fajr, da dies die Zeit ist, in der die Tore Allâhs, der allmächtig und erhaben ist, geöffnet sind; und dies ist auch die Zeit, in der die großen Scheichs auf ihre Murîden schauen. Man sollte aufstehen und Wudû’ machen, zwei Raka‘ât Tahiyyâtu l-Wudû’ beten und sich dann in Richtung Qibla stellen und Allâh, der erhaben ist, bitten, einen vom Zorn der eigenen Nafs zu reinigen. Mit dieser Absicht sollte man dann hundertmal sagen: Yâ Halîm! Sodann sollte man Schutz suchen vor äußeren und inneren Feinden und vor irdischem und himmlischem Unglück und hundertmal sagen: Yâ hafiz|! Wer immer die Stufe der Menschen der Entschlossenheit erreichen möchte, muss sich an diese Praktiken halten. Und unser Scheich erzählt uns über die Bedeutung dieser Zeit und ihre Wirkungskraft. Er sagt: Wenn eine Person eine Stunde vor dem Fajr aufsteht und nichts tut, nicht einmal betet oder Tasbîh macht, sondern nur aufsteht, um vielleicht etwas Tee oder Kaffee zu trinken oder einen Bissen zu essen, dann muß auch sie mit den ahlu s-sahr (den wachsamen Menschen) auferstehen.
(2) Dann sollte man sich hinstellen und zwei Raka’ât salâtu n-Najât (Gebet der Errettung) beten. In der ersten Rak‘a al-Fâtiha rezitieren, dann:
Bismi llâhi r-rahmâni r-rahîm: Shahida llâhu annahû lâ ilâha illâ hû wa l-malâ’ikatu wa ûlû l-‘ilmi qâ’imam bi-l-qist lâ ilâha illâ huwa l-‘azîzu l-hakîm inna d-dîna ‘inda llâhi l-islâm (Sûratu l-‘Imrân [3], Vers 18 und Anfang 19) Bismi llâhi r-rahmâni r-rahîm: Quli llahumma mâlika l-mulki tû’tî l-mulka man tashâ’u wa tanzi‘u l-mulka mimman tashâ’u wa tu‘izzu man tashâ’u wa tudhillu man tashâ’ bi-yadika l-khayru innaka ‘alâ kulli shay’in qadîr tûliju l-laila fi n-nahâri wa tûliju n-nahâra fi l-lail wa tukhriju l-hayya mina l-mayyiti wa tukhriju l-mayyita mina l-hayy wa tarzuqu man tashâ’u bi-ghayri hisâb (Sûratu l-‘Imrân, Vers 26, 27) Und in der zweiten Rak‘a: al-Fâtiha rezitieren. Dann: 11 Ikhlâs sharîf (Sure 112). Nachdem man Salâm gegeben hat, sollte man Sajdavor Allâh ‘azza wa jalla mit der Absicht machen, den Zorn der eigenen Nafs zu begraben und das Kind der tadelswerten Nafs zu beseitigen. Alle Engel des Himmels und der Erde schauen auf den herab, der Sajda macht; und er ist es, der sich seinem Herrn anvertraut. Nicht die Engel tragen diese Sajda zu Allâh, der makellos und erhaben ist, hinauf, sondern Allâh selbst nimmt sie zu sich ohne einen Mittler. Der Murîd spricht zu seinem Herrn während der Sajda, indem er sagt:
Yâ rabbî kamâ ta’kulu n-nâru l-hataba hakadhâ l-hasadu l-muta’assilu fiyya ya’kulu jamî‘a a’mâlî khallinî yâ rabbî minhu wa khalli nî ay¡an mina l-gha¡abi n-nafsânî wa min nafsi t-tifli l-madhmûma wa mina l-akhlâqi dh-dhamîmat wa yâ rabbî baddil kulla akhlâqî ilâ akhlâqin hamîdatinwa af‘âlin hasanah
„O mein Herr! Genau wie Feuer Holz verzehrt, so verzehrt der Neid, der in mir wurzelt, alle meine Taten. Reinige mich davon, o mein Herr, und reinige mich auch vom Zorn meiner Nafs und von den Abkömmlingen der tadelnswerten Nafs und von verabscheuungswürdigem Verhalten. Und, o mein Herr, verwandle alle meine schlechten Gewohnheiten in gute Gewohnheiten und lobenswerte Taten.“ Der Murîd sollte Allâh, der allmächtig und erhaben ist, um alles bitten, was ihm in dieser und der nächsten Welt wichtig ist, da eine Anrufung dieses Grades angenommen wird; es ist unmöglich, daß sie abgewiesen wird. Wenn der Murîd dieses nächtliche Aufstehen unterläßt, hat er einen großen Teil der Tajallîs verloren, da sie ein Teil der Tajallîs der gesamten Wazâ’if sind. Sollte irgendein Teil der geistigen Übungen ungenügend sein, so wird sich das zeigen, wovon wir schon zu Anfang unserer Unterhaltung sprachen, wenn das Wasser nicht aus dem Hahn fließt, weil die Leitungsrohre ein Loch haben oder nicht richtig miteinander verbunden sind. Aber in Wirklichkeit ist dieses Tajallî nicht verloren; und wenn es uns nicht in dieser Welt gegeben wird und wir es aufgrund unserer Nachlässigkeit nicht sehen, bleibt es uns dennoch erhalten, und wir empfangen es in der nächsten Welt. Unser Führer (murshid) sagt: „Wer dieses Adab und diese Awrâd zu seiner ständigen Praxis macht, wird das Wasser des wahren Lebens erhalten und damit Wudû’ machen, darin baden und davon trinken, und dadurch wird er sein Ziel erreichen.“ Da gibt es einen Menschen, welcher behauptet, seit dreißig Jahren in diesem Orden zu sein und bis jetzt noch nichts gesehen und nichts erreicht zu haben. Diesem Menschen kann man nur raten, zu erforschen und zu untersuchen, wie seine Handlungen während all dieser Jahre waren. Wieviele mangelhafte Handlungen hat er ausgeführt? Wenn du den Mangel kennst, solltest du ihn vermeiden; dann erreichst du Allâh, der allmächtig und erhaben ist, ganzschnell. Wenn der Murîd nicht das tut, was der Scheich ihm über die Wazâ’if gesagt hat, wird er vollständig unfähig bleiben, voranzukommen; und er wird unfähig sein, auf die vorige Stufe zurückzugelangen. Wer immer sich an diese Wazâ’if hält, dem ist versprochen, erhabene Stufen und große Ränge zu erreichen. Und wenn der Murîd dann bis zum Morgengebet noch Zeit hat, kann er noch folgendes tun:
(3) Acht Raka‘ât: salâtu t-Tahajjud.
(4) salâtu t-Tasbîh: vier Raka‘ât. Wenn er sie nicht jede Nacht beten kann, sollte er es einmal in der Woche tun. Wenn der Adhân zum Morgengebet ertönt, sollte er am gemeinsamen Gebet zu Hause teilnehmen, wenn es dort eine Versammlung gibt; sonst sollte er zum gemeinsamen Gebet in die Moschee gehen. Wenn ihn der Schlaf nicht überkommt, sollte er auf das Gebet des Ishrâq warten. Kein Prophet erlangte das Prophetentum, noch erreichte ein Heiliger seine Heiligkeit noch ein Gläubiger seinen Glauben, ohne diesen Zeitabschnitt vom Morgengebet bis zum Sonnenaufgang (ishrâq) für die Wazâ’if zu nutzen.
(5) Er sollte zwei Raka‘ât salâtu l-Ishrâq beten. Und hat er dann eine wichtige Sache zu erledigen und ist nicht imstande, das duhâ-Gebet zur bestimmten Stunde zu machen, sollte er es gleich nach dem Ishrâq beten.
(6) Acht Raka‘ât salâtu-Duhâ. Die beste Zeit für das Duhâ-Gebet ist zwei Stunden vor zuhr. Die Wazâ’if für die Menschen der Entschlossenheit bestehen darin, daß sie die Sunna-Gebete nicht auslassen und sie wie Fard-Gebete ausüben. Muhammad, auf dem die besten Gebete und Frieden seien, sagte: „Die Sicherheit eines Menschen liegt darin, seine Zunge im Zaum zu halten.“ Wer dieses Adab einhält und nicht auf die Fehler der anderen schaut, sondern an seinen Wazâ’if arbeitet und darauf achtet, sie auszuführen und sich nicht in andere Dinge zu verwickeln, auf den wird der Segen dieses Hadith herabkommen. Wer immer auf die Söhne Adams herabsieht, welche vor dem Angesicht Allâhs, der allmächtig und erhaben ist, geehrt wurden, als Er sagte: „Und Wir haben die Söhne Adams geehrt“, den wird Allâh entehren; und an ihm wird sich die Wahrheit des Hadith erweisen, welches lautet: „Wir haben die Söhne Adams geehrt, und wer immer sie ehrt, den wird Allâh, der allmächtig und erhaben ist, ehren und ihn über solche Menschen setzen, welche ihn wiederum ehren.“ (Aber wer sie nicht ehrt, wird schreckliche Dinge durch ihre Hände erleiden.) Die Wazâ’if der Menschen der Entschlossenheit sind mit Allâhs Lobpreis vollendet.