Hatim al-Asamm
Abu ‘Abd al-Rahman Hatim ibn ‘Unwan al-Asamm (“der Taube”), in Balkh geboren, war ein Schüler des Shaqiq al-Balkhi. Er besuchte Bagdad und starb 237 (852) in Washjard bei Tirmidh.
Anekdoten über Hatim den Tauben
Hatims Großzügigkeit war solcherart, dass er zu einer Frau, die zu ihm gekommen war, um ihm einige Fragen zu stellen und der ein Furz entfahren war, sagt, „Sprich lauter, ich höre schlecht.“ Dies sagte er zu ihr, dass sich die Frau nicht zu schämen brauchte. Sie sprach lauter und er beantwortete ihre Fragen. So lange diese Frau am Leben war, noch an die 15 Jahre, gab Hatim vor schwerhörig zu sein, damit keiner auf die Idee käme dieser Frau zu sagen, er wäre es nicht. Nachdem sie gestorben war, konnte er wieder normal hören. Bis dahin allerdings, pflegte er zu jedem zu sagen der mit ihm sprach, „Sprich lauter!“, darum wurde er Hatim der Taube genannt.
Eines Tages prdeigte Hatim in Balkh.
„O Gott“, betete er, „wer heute in dieser Versammlung der größte Sünder, mit dem schwärzesten Sündenregister ist, vergib ihm.“ Nun war es so, dass ein Mann zugegen war, der die Toten zu berauben pflegte. Er hatte viele Gräber geöffnet und die Totentücher gestohlen. Diese Nacht ging er wieder auf seine übliche Diebestour aus. Eer hatte gerade die Erde von einem der Gräber fortgeschaufelt, als er eine Stimme aus dem Grab vernahm.
„Schämst du dich denn nicht? Heute morgens ist dir aufgrund Hatims Gebet vergeben worden und jetzt bist du wieder wie üblich unterwegs?“ Der Grabräuber sprang aus dem Grab und rannte zu Hatim und berichtete ihm von seinem Erlebnis und bat um Vergebung.
Sa’d ibn Mohammad al-Razi berichtet folgendes.
Viele Jahre war ich Hatims Schüler und ich erlebte ihn nur ein einziges mal verärgert. Er war auf den Markt gegangen und dort erblickte er einen Mann, der einen seiner Angestellten gepackt hielt und mit ihm schrie.
„Oftmals hast du von meinen Sachen genommen und sie gegessen und niemals dafür bezahlt.“
„Lieber Herr“, bat Hatim, „habt Nachsicht.“
„Mich interessiert keine Nachsicht“, giftete der Mann zurück, „ich will mein Geld sehen.“
Alles Bitten Hatims hatte keinerlei Erfolg. Langsam verärgert nahm er seinen Mantel und warf ihn mitten auf dem Bazar zu Boden. Er war gefüllt mit lauter echten Goldmünzen.
„Komm schon und nimm dir, was er dir schuldet, aber ja nicht mehr oder deine Hand wird dir verdorren“, sagte er zu dem Kaufmann. Der Mann bückte sich und nahm was ihm zustand. Doch dann konnte er nicht widerstehen und griff nochmals zu. Im selben Moment starb seine Hand ab.
Eines Tages kam ein Mann zu Hatim und sagte, „Ich besitze ein großes Vermögen und möchte einiges davon dir und deinen Gefährten überschreiben. Willst du es annehmen?“
„Ich fürchte“, erwiderte Hatim, „dass wenn du stirbst ich sagen muss „Himmlischer Versorger, mein irdischer Versorger ist verstorben.““
Hatim erinnerte sich, „Als ich einmal im Kampf stand, hatte mich ein Türke überwältigt und zu Boden geworfen um mich zu töten. Mein Herz war nicht beteiligt oder ängstlich. Ich wartete bloß um zu sehen, was er tun würde. Er griff nach seinem Schwert, als ihn ein Pfeil traf und er über mich fiel. „Hast du mich jetzt oder ich dich getötet?“ rief ich.“
Als Hatim nach Bagdad kam, übermittelte man dem Kalifen, „Der Asket von Khorasan ist angekommen.“. Sofort ließ der Kalif nach ihm rufen.
„O Kalif du Asket“, sprach ihn Hatim an, als er vor ihm stand.
„Ich bin kein Asket“, antwortete der Kalif. Die ganze Welt ist meinem Befehl untertan. Du bist der Asket.“
„Nein, du bist der Asket“, gab Hatim zurück. „Gott sagt, „die Vergnügen dieser Welt sind wenig. Du bist mit wenig zufrieden. Du bist der Asket, nicht ich. Ich ergebe mich nicht dieser Welt oder der nächsten, wie sollte ich ein Asket sein?“
Geschichten aus dem
Tadhkirat al-Auliya’
(Erinnerung an die Heiligen)
von Farid ud-Din ATTAR
Übersetzt von M.M. Hanel